Re: Jazz-Neuerscheinungen

#8051771  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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hätte ich nicht gedacht, aber das neue album ist noch besser als das von mir sehr geliebte debütalbum des tamarindo trios, noch eigengesetzlicher, noch hintergündiger. malaby ist ja ohnehin ein sehr dezenter, introvertierter spieler, was man ja immer leicht toll finden kann und sich dennoch nach so spielern sehnt, die mal alles niederbrötzen und sich in der vordergrund gustafsen, aber malaby ist einfach eine völlig eigene stimme, ein geschichtenerzähler, dem ich mittlerweile sehr gerne zuhöre. zusammen ist das an gleichberechtigung nicht mehr zu überbieten, parker in seinen sonischen erkundungsgängen, die immer wieder in so kleine tänzchen ausbrechen, nasheet waits, der (wie ich finde) freie jazz-formate so großartige strukturieren kann wie kein zweiter drummer. ich halte ihn mehr und mehr für den komplettesten, ausfallslosesten und konsistentesten drummer überhaupt, ich kenne niemanden, auch nicht in der vergangenheit, der ansatzweise so spielt wie er.
ganz toll, neben dem großen flow, der nur in den zu langen stücken etwas ausfasert, ist der sound dieses trios, dunkel zumeist, tief, bodennah. sehr, sehr begeistert.

haut mich, wie befürchtet, konzeptionell nicht vom hocker. sao paulo underground lebt von den tollen synth-sounds von guilherme granado und mauricio takara und den tortoisehaften registerwechseln, das ist auch hier sehr schön zu hören. und das chad taylor da noch mittrommelt, macht gar nichts. aber sanders macht darin keine gute figur, ist viel zu leise abgemischt, spielt sehr „dazu“, setzt sich nie drauf, was er wirklich müsste. stört nicht, überrascht aber auch nie. kein muß, leider. die vier bisherigen sao-paulo-undergound-alben sind toll genug.

würde ich gerne empfehlen, allerdings habe ich nr. 50 von 50 exemplaren bekommen… auch kein muß, höchstens, weil ich alles von diesem trio (jean-luc guionnet, clayton thomas, will guthrie) haben muss und es so wenig bisher auf konserve gibt. vier live-stücke, arg abgeschnitten manchmal, im schlecht ausbalancierten mix (meist hat guionnet selbst mitgeschnitten). musikalisch aber toll, minimalistic terror jazz, stenogramme, mit voller wucht nach vorne, im krawallstakkato, aber unglaublich fein variiert. bei guthrie wundert mich das schon rein physisch, dass der nicht nach 10 minuten zusammenbricht. dabei ganz toll durchhörbar, die ganze zeit. weiß auch nicht, ob es für sowas jemals vorbilder gab. wer die hier nicht findet, kann gerne noch „bird dies“ auf cleanfeed nachbestellen.

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