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nail75
Das Problem ist, dass die Story von Ep 1-3 keinen Sinn macht. Überhaupt keinen! Ich empfehle auch dir die RedLetterMedia-Kritiken, die insbesondere die Story auf sehr lustige Weise auseinandernehmen. Diese ganze Invasions/Blockade-Geschichte im ersten Film ist der totale Bullshit. Du kannst ja mal versuchen, die Handlung von Episode 1 in einem Sätzen zusammenzufassen. Das wird dir nicht gelingen, ohne dass Leute Fragen stellen. Bei Episode VII ist die Handlung einfach beschrieben: Imperium baut Mega-Waffe, die das Überleben der Rebellen bedroht und die dadurch zum Handeln gezwungen sind.(…)
In der aber überhaupt nicht klar wird, warum er sich letztlich der dunklen Seite hingibt. Beispielsweise die Sache mit seiner Mutter. Er hätte seine Mutter jahrelang holen könne, macht das aber nicht, woraufhin sie verkauft und in dem Moment ermordet wird, nachdem er zufällig wieder auftaucht. Dann darf er die Mörder schlachten, woraufhin…sorry, das ist mir zu blöde. Wieso wird Anakin eigentlich nicht durch die enorme Macht korrumpiert, die er inzwischen besitzt?
Diese höhnischen „Kritiken“ von RedLetter Media finde ich nicht lustig, sondern unerträglich armselig. Man möchte dem Typen mit der leiernden Stimme wünschen, dass er noch irgendwo ein echtes Leben findet außerhalb seiner analen Star-Wars-Fixierung.
Die Story von Episode VII ist zwar deutlich simpler gestrickt als die von I-III, weist aber mindestens genauso große Logiklöcher auf. Ist auch eine Leistung… (mir ist das relativ egal, aber es gibt dazu dutzende Links, wie Dir bekannt sein dürfte). Anakin taucht nicht „zufällig“ auf Tattooine auf, sondern weil er spürt, dass gerade irgendwas schlimmes mit seiner Mutter passiert ist (was sich dann als Entführung durch die Sand People herausstellt). Im Kontext der Star-Wars-Mythologie ist das also sehr schlüssig, wie auch sein schleichender Weg auf die dunkle Seite, die in seinem arroganten, ungeduldigen Charakter angelegt war und durch diverse äußere tragische Ereignisse getriggert wird.
Meine Auffassung ist nicht, dass die Teile I-III makellos sind oder an die Teile IV-VI heranreichen. Das schaffen sie genauso wenig wie jetzt Teil VII. Es wäre wohl auch ein fruchtloses Unterfangen vor dem Hintergrund der sich über Jahrzehnte verfestigenden nostalgischen Erinnerungen und Erwartungen der Altfans. Der Moment, wenn man das erste Mal mit 10 Jahren Star Wars Ende der 70er/Anfang der 80er sieht, ist – wenn man Glück hatte – einer der ganz großen prägenden, überwältigenden, definierenden Kinomomente gewesen (so war es jedenfalls für mich), sowas lässt sich nicht wiederholen.
Ich bin aber mittlerweile der Auffassung, dass die Lucas-Teile jedenfalls ästhetisch und narrativ ambitionierter, spannender, wagemutiger und rücksichtsloser waren als der neue Teil. Und insofern einfach gehaltvoller und interessanter. Und das verdient m.E. Respekt, bei allen fraglichen bis falschen Entscheidungen, die so ein Autorenprojekt auch mit sich bringen kann (und die sich hier auch realisiert haben). Sie waren aber zumindest um eine neue innovative Sichtweise im Anschluss an den filmtechnischen Stand der Zeit bemüht, nicht um eine reine konservative Wiederholung als Futter für Fans. Aus Fansicht befriedigender ist natürlich „The Force Awakens“, der mir auch viel Spaß gemacht hat. Aber Abrams ist halt kein Visionär, sondern ein passabler Handwerker, der das große dramatische Potential der Story bei weitem nicht ausreizen konnte, dafür verharrt das ganze immer zu sehr in einer augenzwinkernden, halbironischen Verbeugung, die es allen recht machen will.
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