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pinchOb geglückt oder nicht, so wie ich das verstanden habe war Lucas wohl auch froh über den Deal mit Disney, weil er dadurch dann von der Last seines Franchises erlöst wurde. Wer kann es ihm verdenken?
Niemand. Zustimmung auch zum Rest.
Nick LonghettiFür mich wirkt das immer alles, als wäre es schon direkt auf diesen Figurenkult hingestrickt worden
pinchAuch wenn es sich so anfühlen mag, so war es das doch nicht. STAR WARS war ein Überraschungserfolg (so wie JAWS) an den zunächst niemand wirklich geglaubt hat. Lucas hat da quasi sein Kinderzimmer verfilmt, obwohl Sci-Fi-Genrefilme Ende der 70er Jahre nur noch müde belächelt wurden.
Eben. Gab es Ende der 1970er überhaupt ein Beispiel für „Figurenkult“. Das fing doch mit Star Wars an, oder?
IrrlichtJa. Wie findest Du eigentlich den neuen Film?
Gut! Endlich wieder Menschen, endlich wieder Emotionen. Als Han Solo den Millennium Falken wiederentdeckt, das war ein großer Moment, die in Ep 1-3 gar nicht vorkamen. Solche Augenblicke gibt es einige, der Cliffhanger wurde schon angesprochen.
Einige machen sich ja über Kylo Ren, den Bösewicht lustig, das sei letztlich nur ein verzogener Teenager. Das ist vielleicht gar nicht so falsch, aber es ist ein Charakter und er hat ein Motiv. Welches Motiv hatte Darth Maul in Ep. 1? Welches Motiv hatte Anakin in Ep. 3? Keine Ahnung!
Natürlich greift der Film ganz stark auf die drei originalen Teile zurück, aber es gibt ja kaum jemanden, der das nicht will. Alles ist viel düsterer, griffiger. Die Rebellenbasis ist ein kleiner, schmuddliger Unterschlupf, das hätte George Lucas‘ Ego niemals zugelassen. Gute Unterhaltung, wird nie langweilig. Mehr wollte Star Wars nie sein!
Sonic JuiceLucas hat ja in Bezug auf „The Force Awaken“ gesagt, dass das ein Retro-Film sei – etwas, das ihn selbst nie interessiert hätte. Und wenn man sich seine Filme anschaut, dann stimmt das tatsächlich. Das was mich damals im Kino sehr irritiert hat (das sieht ja ganz anders aus, ist kalt, die Figuren sind wiedererkennbar, die Story ist saukompliziert und spiegelt in ihrer Struktur überhaupt nicht den Aufbau der Episoden IV-VI), hat mich jetzt plötzlich für sich eingenommen:
Episode I ist zwar erzählerisch uneben, oft viel zu albern und in seiner digitalen Optik unreif. Bei Episode II ergibt das alles dann aber plötzlich Sinn. Zwar ist es immer noch vergleichsweise steril gefilmt, aber in sich zumindest schlüssig, die Verblendung digitaler und analoger Welten muss man nicht mögen, sie wirkt aber jedenfalls glaubhaft. Und Lucas hat sich darum bemüht, eine völlige neue Figuren- und Designwelt und Ästhetik zu schaffen.
Das Problem ist, dass die Story von Ep 1-3 keinen Sinn macht. Überhaupt keinen! Ich empfehle auch dir die RedLetterMedia-Kritiken, die insbesondere die Story auf sehr lustige Weise auseinandernehmen. Diese ganze Invasions/Blockade-Geschichte im ersten Film ist der totale Bullshit. Du kannst ja mal versuchen, die Handlung von Episode 1 in einem Sätzen zusammenzufassen. Das wird dir nicht gelingen, ohne dass Leute Fragen stellen. Bei Episode VII ist die Handlung einfach beschrieben: Imperium baut Mega-Waffe, die das Überleben der Rebellen bedroht und die dadurch zum Handeln gezwungen sind.
Mit Samuel L. Jackson gab es auch schon eine starke schwarze Figur – wenn auch nur in einer etwas unterbelichteten Nebenrolle.
Hallo? Die weitaus stärkere „schwarze Figur“ gab es in den Originalen. Du wirst ja wohl wissen, von wem ich spreche. Samuel Jackson spielt in den neuen Teilen nur eine Art labendern Pseudo-Jedi.
Auch die Ansicht, Abrams kümmere sich endlich wieder um starke Charakterzeichnung stimmt so eigentlich nicht.
Niemand erwartet von Star Wars „starke Charaktere“, es genügen ja schon mittelstarke Charaktere, wenn ihre Motivation klar ist. Das war in 1-3 überhaupt nicht der Fall. In allen drei Teilen weiß absolut niemand, warum irgendwer irgendetwas gut.
Lucas schenkt hingegen der fortschreitenden Verrohung des Anankin S. drei satte Teile, in der seine dunkle Zukunft von Anfang an immer wieder anklingt.
In der aber überhaupt nicht klar wird, warum er sich letztlich der dunklen Seite hingibt. Beispielsweise die Sache mit seiner Mutter. Er hätte seine Mutter jahrelang holen könne, macht das aber nicht, woraufhin sie verkauft und in dem Moment ermordet wird, nachdem er zufällig wieder auftaucht. Dann darf er die Mörder schlachten, woraufhin…sorry, das ist mir zu blöde. Wieso wird Anakin eigentlich nicht durch die enorme Macht korrumpiert, die er inzwischen besitzt?
Dass Lucas der tragischen Entwicklung einer strahlenden Identifikationsfigur zum Menschenmörder runde 7 1/2 Stunden Blockbuster-Time widmet, ist schon ziemlich abgefahren.
Ja, aber noch abgefahrener ist, dass nicht klar wird, was eigentlich schiefläuft. Oder kannst du das erklären?
Auch Amadila und Obi Wan Kenobi sind spannende, komplexe Figuren, jenseits von schwarz und weiß. Palpatine! Count Dooku!
Das zieht sich sogar durch bis zu kleinen Nebenfiguren wie Jango Fett, der im Grunde einfach seinen Job macht, leider halt für die falsche Seite. Und dann diese Szene, als sein Sohn den Helm seines gerade gefallenen Vaters in der Arena aufhebt!
Und nicht zuletzt: die Kampfinszenierungen! Wie toll choreografiert ist etwa der abschließende Laserschwert-Kampf zwischen Kenobi/Skywaler und Dooku in Episode II. Und was für ein klasse what the fuck-Moment, als der winzige, alte Joda plötzlich wie ein Flummi abgeht und Dooku wegbattelt! Dagegen sind die Laserschwert-Kämpfe in Episode VII echt läppisch.
Ich finde in Ep 1-3 überhaupt keine spannenden Figuren, vor allem nicht Obi-Wan. So sehr Alec McGuiness Star Wars gehasst hat, er war ein würdevoller Jedi, während er in den neuen Teilen nur ein genervter Nörgler ist.
In den neuen Teilen wurde die ganze Idee der Jedi ad absurdum geführt. Jeder hat ein Lichtschwert, jeder darf mal beeindruckend kämpfen. Die Lichtschwerter und die Jedi waren mal etwas besonderes. Bei Ep 1-3 sind sie Props. Kann man wahrscheinlich im galaktischen Wal-Mart kaufen.
Zur eher dollen als tollen Choreographie haben andere ja schon etwas geschrieben.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.