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Lucas hat ja in Bezug auf „The Force Awaken“ gesagt, dass das ein Retro-Film sei – etwas, das ihn selbst nie interessiert hätte. Und wenn man sich seine Filme anschaut, dann stimmt das tatsächlich. Das was mich damals im Kino sehr irritiert hat (das sieht ja ganz anders aus, ist kalt, die Figuren sind wiedererkennbar, die Story ist saukompliziert und spiegelt in ihrer Struktur überhaupt nicht den Aufbau der Episoden IV-VI), hat mich jetzt plötzlich für sich eingenommen:
Episode I ist zwar erzählerisch uneben, oft viel zu albern und in seiner digitalen Optik unreif. Bei Episode II ergibt das alles dann aber plötzlich Sinn. Zwar ist es immer noch vergleichsweise steril gefilmt, aber in sich zumindest schlüssig, die Verblendung digitaler und analoger Welten muss man nicht mögen, sie wirkt aber jedenfalls glaubhaft. Und Lucas hat sich darum bemüht, eine völlige neue Figuren- und Designwelt und Ästhetik zu schaffen.
Vieles, was man jetzt dem neuen Film anrechnet, hat es auch bei Lucas gegeben: Rey ist eine starke Frauenfigur, aber Amidala doch eigentlich die weitaus spannende – sie hat den politischen Intellekt von Leia, kann (wie man in Episode II verblüfft feststellt) kämpfen wie Han Solo und ist im Vergleich zu Anakin die reifere, dominante Person. Wie trist ist da das Comeback von Leia in Episode VII.
Mit Samuel L. Jackson gab es auch schon eine starke schwarze Figur – wenn auch nur in einer etwas unterbelichteten Nebenrolle. Auch die Ansicht, Abrams kümmere sich endlich wieder um starke Charakterzeichnung stimmt so eigentlich nicht. Bei „The Force Awakens“ agieren im Grunde Stereotypen, die sich immer so genauso verhalten und entscheiden, wie sie anfangs eingeführt werden und machen allenfalls eine gradlinige vorhersehbare Entwicklung durch. Das, was eigentlich das interessanteste an der neuen Story ist, die Entwicklung von Kylo Ren und der Vater-(Mutter)-Sohn-Konflikt, wird nur behauptet, nicht aufgebaut, daher wirkt das Ende auch kaum nach, der dramatische Moment ist eigentlich komplett verschenkt. Lucas schenkt hingegen der fortschreitenden Verrohung des Anankin S. drei satte Teile, in der seine dunkle Zukunft von Anfang an immer wieder anklingt. Dass Lucas der tragischen Entwicklung einer strahlenden Identifikationsfigur zum Menschenmörder runde 7 1/2 Stunden Blockbuster-Time widmet, ist schon ziemlich abgefahren. Auch Amadila und Obi Wan Kenobi sind spannende, komplexe Figuren, jenseits von schwarz und weiß. Palpatine! Count Dooku! Das zieht sich sogar durch bis zu kleinen Nebenfiguren wie Jango Fett, der im Grunde einfach seinen Job macht, leider halt für die falsche Seite. Und dann diese Szene, als sein Sohn den Helm seines gerade gefallenen Vaters in der Arena aufhebt!
Und nicht zuletzt: die Kampfinszenierungen! Wie toll choreografiert ist etwa der abschließende Laserschwert-Kampf zwischen Kenobi/Skywaler und Dooku in Episode II. Und was für ein klasse what the fuck-Moment, als der winzige, alte Joda plötzlich wie ein Flummi abgeht und Dooku wegbattelt! Dagegen sind die Laserschwert-Kämpfe in Episode VII echt läppisch.
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