Re: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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nail75

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redbeansandricedie beiden Randerscheinungen zu nennen, wird ihrer Bedeutung nicht ganz gerecht (zumindest als Pianisten, Triopianisten ist vielleicht nochmal was anderes), sie waren enorm einflussreich, Monk war eine Randerscheinung (eine große) und Bud Powell das Vorbild der beiden – die Blaupause dafür, wie man auf der Basis von Powells Stil ein prima Pianist werden kann, haben Haig und Jordan geliefert – und wurden zu ihrer Zeit viel kopiert… wichtiger: ist mir doch egal, ob jemand heute 75 oder 95 wäre, oder ob 1962 irgendwer dutzendfach irgendeine Platte gekauft hat… dass man für die Gegenwart eine Schwäche hat, kann ich verstehen, die Leute kann man live sehen und so… aber unter den Toten sind 25 Jahre ja wohl ziemlich egal

Ich will dir deine Leidenschaft für die beiden nicht absprechen (und auch nicht deren Einfluss auf eine bestimmte Generation von Musikern), aber das sind mega-obskure Musiker, die selbst bei den meisten Jazz-Hörern absolute Nebenrollen spielen.

Daran erinnert man sich im Forum der lebenden Leichen gut, weil die meisten dort etwa genauso alt sind, aber wo sonst? Ich selbst habe Alben von Haig und Jordan, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich sie häufig höre.

redbeansandriceich wiederhole: das stimmt so nicht, Pianisten wie Kenny Drew, Walter Bishop, Sonny Clark, Horace Silver… haben die sehr wohl gehört, Haig und Jordan sind auf vielen der klassischen Bebop Aufnahmen zu hören, und (keine eigene Erfahrung) zehnmal kopierbarer als Monk und Powell zusammen…

Das stimmt natürlich und das weiß ich auch, aber kritisiere an deiner pauschalen Ablehnung von EST, dass es sich wirklich um ein Trio handelte (tragischerweise), das eben eine eigene musikalische Sprache vertrat. Und dagegen mit Haig und Jordan zu argumentieren, finde ich eigenartig.

gypsy tail wind
Aber ich propagiere auch eher Colin Vallon, Malcolm Braff und Stephan Oliva – nicht EST oder Wollny – und denen prophezeie ich fröhlich weiterhin eine Zukunft als Randerscheinung herbei.

Würdest du sagen, dass kommerzieller Erfolg selbst in geringem Ausmaß eine Art Verdachtsmoment darstellt?

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.