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Molko
Hallo,
in Amsterdam bin ich ca. einmal im Jahr. Sind rund 300km von mir aus. Und im Bimhuis bin ich auch schon gewesen. Das ist aber natürlich nichts für regelmäßige Fahrten, weil der Weg (+Sprit) einfach zu weit ist.
Bremen ist super, wohne ne knappe Stunde entfernt. Ebenso Bielefeld, den Bunker werde ich mir dann mal vormerken. Sieht ähnlich aus wie das Wilhelm 13 in Oldenburg.
der Bunker Ulmenwall hat auf den ersten Blick schon das hochkarätigere Programm, viele der großen Touren (so groß wie die halt sind) gehen da durch, du kannst Alexander von Schlippenbach hören, Mostly Other People Do the Killing… ob das am Ende die besseren Konzerte für dich sind, ist eine andere Frage, aber wenn man die Leute, die in den Jazzmagazinen besprochen werden, mal sehen will, ist das eine gute Adresse…
Danke für eure Erfahrungswerte…Ich trage im übrigen auch einen Vollbart, was aber vermutlich uninteressant ist. Es ist sicher sehr interessant sich mit der von dir redbeansandrice als austerbende Generation beschriebenen Gruppe von Personen zu unterhalten…Erfahrungswerte, Ansichten, Lebenserfahrung usw….weit über den Jazz hinaus, das gibt einem doch sicher sehr viel…Dazu dann natürlich das jahrzehntelang angeeignete Wissen über Musik, eigene Jazzband Erfahrungen usw.
jaja, ich hab auch viel von denen gelernt, aber angefangen damit, dass sie „Jatz“ sagen, und (zB) spekulieren, ob Barney Wilen der französische Doldinger ist (anders gesagt: ein sehr von der deutschen Szene der 50er und 60er geprägtes Weltbild haben), haben sie doch einen anderes Verhältnis zu vielen Sachen… was Lebenserfahrung im engeren Sinne betrifft, wäre ich allerdings mit den Leuten, die über Jahrzehnte Nacht für Nacht in Klubs heimlich Mitschnitte gemacht haben, vorsichtig
Woran liegt es denn, dass keine weiteren, prägenden Generationen im Jazz folgen? So wie ich es beurteilen kann, gibt es gegenwärtig keinen Künstler, der eine Aura und Genialität eines Ellington oder Basie (auch gerne Miles Davis, aber sein Werk kann ich persönlich nicht beurteilen) ausstrahlt und rüberbringt. Liegt es daran, dass die Kunst von den Leuten erst posthum so anerkannt wurde? Oder ist es schwer in der heutigen Musikindustrie wirklich Großes im Jazz zu erreichen? (Weil es eventuell auch schlicht unmöglich ist aus dem Schatten vorheriger Jazz Generationen zu treten? Aber natürlich auch die wahnsinnige Aufgabe sich mit der derzeitigen POP Kultur konfrontiert zu sehen, die ausufert…) Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Musikindustrie keinen Markt im Jazz sieht, bzw. es aus diversen Gründen nicht interessant ist und dieser Musik so automatisch eine Außenseiter-, bzw. Sonderstellung zugeschrieben wird…(?)
Mir fehlt natürlich eine wenigstens einigermaßen objektive Sicht (da ich nur wenige Künstler kenne und mir langsam etwas erarbeite). Ich habe dennoch das Gefühl, dass die Zeit des Jazz immer mehr abläuft, bzw. abgelaufen ist. Das Gefühl rührt daher, weil auch ich mich automatisch auf vergangene Dekaden des Jazz konzentriere. Das ist sicher ein Stück weit normal und liegt in der Natur der Sache. Jedoch ist es so, dass je mehr ich mich versuche Richtung Gegenwart vorzuarbeiten, immer weniger interessantes ersichtlich wird.
diese Debatte haben wir – wenig überaschend – schon öfters hier geführt, daher kurz: es gibt immer noch tolle Sachen und so super wie manchmal getan wird, ist das mit der Industrie für den Jazz schon in den 50er Jahren nicht mehr gewesen… aber ist auch wenig überaschend, wenn 100 Jahre lang immer wieder Leute versuchen, das beste Jazzalbum aller Zeiten aufzunehmen, dann ist die Chance, dass es jetzt nochmal jemandem gelingt, sich an die Spitze zu setzen, ziemlich gering… dazu kommt, dass die Vergangenheit über weite Strecken gut erschlossen ist – und die Chance, dass das beste Hank Mobley oder Duke Ellington Album, das einem noch fehlt, einem am Ende doch besser gefällt, als die neue CD von Mary Halvorson (so gut die ist), ist einfach ziemlich groß…
zum Leo Sale auch von mir nochmal: Für Leute, die bei Anthony Braxton oder Evan Parker etwas mehr in die Tiefe gehen wollen, oder die die russische Free Jazz Szene kennenlernen wollen, ist das eine tolle Gelegenheit – da sehe ich dich momentan aber nicht (mich selber auch nicht), für dich gibt es dutzende naheliegendere Möglichkeiten, viel Geld auszugeben… (bei simfy kann man übrigens weite Teile des leo Katalogs streamen, um einen Eindruck zu kriegen)
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