Re: Jazz: Fragen und Empfehlungen

#8044573  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 69,529

Die Big Band der Vierziger ist wohl das wichtigste, was Dizzy als Bandleader gemacht hat. RCA– (vor allem) und (ein paar) Savoy-Sessions, dazu Live-Aufnahmen aus der Carnegie Hall (ich habe diese CD hier in einer französischen Digipack-Ausgabe, das Quintett-Set mit Parker leidet etwas unter dem eher unpassenden Getrommel von Joe Harris), Paris 1948 (hier) und eben dem Spotlite sind allesamt toll … es gibt glaub ich noch ein Gene Norman Konzert aus Pasadena, das ich selber noch nicht habe, aber das auch öfter empfohlen wird und ebenso exzellent sein dürfte.

Ab 1950 tauchte er etwas ab, hatte eine junge Band mit Coltrane, Kenny Burrell, Milt Jackson (an grausam schlechten Vibes, man hört das leider auch etwas), aber ohne Richtung … es wurde dann noch düsterer, hie und da Auftritte mit Don Byas (aus der Zeit stammt auch das Material der „Jazz in Paris“-Reihe, das ich zum Einstieg allesamt – auch das späte „The Giant“ – nicht empfehlen würde), 1953 war dann wohl die Talsohle erreicht (da gibt es bei Vogue ein weiteres Pleyel Konzert, die Vogue-Aufnahmen von 1952 sind etwas besser), zweitklassige Band, herumalbernder Dizzy, tote Hose.

Dann holte ihn Granz zu seinen Labeln (Norgran/Clef, später Verve) und Gillespie explodierte förmlich, Alben mit anderen Granz-Musikern wie Getz, Stitt, Peterson, Stuff Smith, Jam-Session-Alben, JATP-Aufftritte und viele gute Alben als Leader („Afro“ dürfte vielleicht etwas für Dich sein? Oder die Compilation The Original Mambo Kings, auf der die Hälfte von „Afro“ drauf ist, dazu Afro-Cuban-Aufnahmen mit Machito, Mario Bauza und den Solisten Charlie Parker und Flip Philips und mehr). Aber neue Impulse kamen von Dizzy nicht mehr … dennoch, wenn er gut drauf war (und das war er sehr oft), spielte er phantastisch Trompete und auch mit seinen späteren Bands mit Leo Wright und Lalo Schrifin oder in den Sechzigern James Moody und Kenny Barron, gelangen ihm immer wieder schöne Alben. Aber, so mein Fazit. Zudem ist eben die erwähnte Big Band der mittleren Sechziger, die Quincy Jones für ihn eingerichtet hatte, auch ziemlich gut, es wirkten da u.a. Ernie Henry, Benny Golson, Billy Mitchell, Lee Morgan, Wynton Kelly, Walter Davis, Charli Persip, Melba Liston und Al Grey mit.

(Die Links dienen bloss der Information, es sollte in manchen Fällen möglich sein, die CDs günstiger zu kriegen, aber einiges ist vergriffen.)

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba