Re: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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gypsy-tail-wind
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katharsisOb Hubbard Brooks hätte helfen können? Ohne dass ich mich da auskenne, würde ich das mal eher verneinen. Hubbard stand damals selbst am Anfang, insofern wird sein Wort nicht sehr großes Gewicht gehabt haben. Immerhin war er dann auch auf „True Blue“ zu hören und Brooks hatte die Chance, ein paar weitere Auftritte zu absolvieren. Aus diesem Standpunkt heraus hätte ihm Jimmy Smith wahrscheinlich mehr helfen können. Ich nehme an, dass die Entscheidung, „Back to the Tracks“ nicht mehr zu releasen, aus anderen Überlegungen gefällt wurde, ohne dass andere da hätten mitreden können. Bullying finde ich in diesem Zusammenhang übrigens fast schon unanständig, also wenn man bedenkt, was Bullying eigentlich aussagt.

Ja, ich hab das sehr zugespitzt gesagt – und Hubbard ist bestimmt nicht „schuldig“ – aber wenn man sieht, wie er Brooks, der enorm viel mitbrachte, für sein Debut quasi ausgequetscht hat, bleibt bei mir halt immer ein weinendes Auge zurück… Lion hat ja offensichtlich versucht, Brooks immer wieder eine Chance zu geben, ein weiteres Album an Hubbards Seite wäre da bestimmt eine Möglichkeit gewesen (ob Hubbard das wirklich hätte beinflussen können weiss ich nicht, aber ich denke möglich wär das bestimmt gewesen).

katharsisSpaulding sehe ich durchaus auch kritisch, ebenso wie Hubbard. Bei Spaulding ist es so, dass er relativ schnell ein Plateu erreicht hat, von dem an er sich nicht groß weiterentwickelt hat. Das passt für die Musik mit Hubbard wunderbar, beide bewegen sich in fest gesteckten Rahmen und wagen ein paar, wenige Ausbrüche. Zusammen harmonieren beide aber so perfekt, so viel kreative Energie wird da freigesetzt, die mir einfach unheimlich gut gefällt. Beide wussten aber auch, wie sie es sich in diesem Rahmen gemütlich machen konnten – aus diesem Grund ist „Hub-Tones“ auch nie mein Liebling geworden. Trotzdem könnte ich als Vergleich ein Konfidenzintervall heranziehen. In diesem etwas lockeren Rahmen sind für mich alls Hubbard-Session bis vielleicht „Backlash“. Das heißt, alle ’schwirren‘ um einen Punkt herum, ohne dass es große Unterschiede zwischen ihnen gibt. Insofern gibt es durchaus Sessions, die ich lieber mag, aber alle sind nicht weit voneinander entfernt. Verstehst Du in etwa, was ich meine? Dementsprechend hat das nichts mit qualitativen Überlegungen zu tun, wenn ich bspw. „Hub-Cap“ nicht genannt habe.
Der eigentliche Pluspunkt von Spaulding ist übrigens mitnichten das Tenor, sondern aus meiner Sicht wieder eher die Flöte.

Ja, ich verstehe, was Du meinst, und finde das auch sehr nachvollziehbar. Ich würde vielleicht tongue in cheek anfügen, dass Hubbard und Spaulding eine gemeinsame comfort zone bespielt haben, während Shorter Hubbard aus dieser herausgerissen hat? „Backlash“ ist von den Atlantics bisher die einzige, die ich habe, und ich finde sie kommt nicht an die Blue Notes heran – da ist zuviel kalkulierter Bogaloo, zuwenig Fleisch am Knochen, gewissermassen. Die Impulse-Alben sind besser, aber so richtig warm bin ich mit ihnen – Gilmore und Dolphy und Shorter zum Trotz – auch noch nicht geworden.

Dass es einen Hubbard-Thread bereits gibt hatte ich völlig vergessen!

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