Re: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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tejazz

Registriert seit: 25.08.2010

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Die Reel-to-Reel-tapes, die er meint, sind sicher die 50-er und 60-er Jahre Bänder, die es parallel zu den LPs, mitunter auch, siehe Omega-tape bei Art Pepper oder „Atomic“-Basie in Stereo, nur (erst einmal) als Tonband, gab. Die konnte man regulär im Laden kaufen, ähnlich der 8-track oder Kassettentonbänder. Sollen wohl aber, wenn ich mich recht erinnere, auch nicht billig gewesen sein. Und wurden oft von sehr „frühen“ Bandgenerationen gezogen, hatten oft eine überragende Qualität. Zumindest in den 50-ern. Somit scheinbar geeignet für die LP-/CD-Produktion.

Die Puma-LP auf Jubilee habe ich bisher zweimal als Original-LP und einmal als Fresh Sound-LP gekauft. Behalten habe ich die Fresh Sound.
Jubilee-LPs stehen nicht gerade im Ruf, gut gepreßt zu sein. Da solle man sich an die Josie-reissues, Japaner oder auch Fresh Sound halten.
Was Jordi als Quelle hat, weiß ich natürlich nicht. Mitunter muß man auch Bänder, die man sich für Produktionen geliehen hat, zurückgeben. Und dann steht es nicht mehr für die CD-Produktion 20 Jahre später zur Verfügung. Vielleicht war das auch bei Jubilee der Fall, sodaß er auf eine LP als Quelle zurückgreifen mußte. Und dann ist das Ergebnis wahrscheinlich nicht berauschend (oder doch, rauschend).
Ich sortiere gern meine DAWN- und Jubilee-LPs aus, wenn ich dafür japanische reissues bekommen kann. Dort hat man vielleicht Zugriff auf die originalen Bänder bzw. production tapes, zumindest klingen sie zigmal besser als die Originale.
Und die Japaner werden sich bestimmt nicht über ihre reissues mit Fresh Sound abstimmen oder ihm gar die Bänder leihen.
Wenn ich mir gerade meine originalen 78-er und 45-er aus den 40-er und 50-er Jahren anhöre kann ich erahnen, daß er dann doch den Klang überarbeitet. Selbst mit Mono- bzw. Schellack-Systemen hat man häufig genug Störgeräusche. Mir macht das nichts aus, aber viele CD-Käufer meckern schon, wenn irgendwo etwas knackst. Wenn man das herausnimmt, leidet eben auch der Klang.
Das mit „depperte compilations“ ist etwas, was auch andere labels, wie MOSAIC, machen. Da muß man mitunter auch Platte(n) nachkaufen, weil sich nur die Hälfte einer LP auf dem set befindet. Und auch Ansichtssache.
Wenn man die Hälfte einer CD schon besitzt, ist das eben Pech. Der eine beklagt sich, wenn nur 35 Minuten auf der CD sind, der nächste, wenn 40 Minuten mehr drauf sind. Wenn einer eine session nicht hat, meckert er auch. Man kann es keinem rundum recht machen, aber wenn man die ersten 30 Minuten nicht hören will, kann man immerhin die Titel überspringen. Das funktioniert aber nur, wenn sie überhaupt auf der CD sind…
Es ist eine schwierige Geschichte, ich finde es meist auch blöd, kenne aber genügend Sammler, die das anders sehen.

Sein Verweis auf die 70 Jahre bezieht sich sicherlich auf die Entscheidungen, wann die Gesetzeslage geändert wird. Wenn sie 2012 geändert wird, ist das Thema eben schon 2012 erledigt.
Und wenn die Titel public domain sind, sind sie völlig legal. Unabhängig von New Talents.

Jordi Pujol ist auch ein Geschäftsmann. Sonst würden nicht seit einigen Jahrzehnten seine Platten und CDs auf dem Markt sein. Er kann natürlich viel Material aus den 20-ern bis 40-ern auflegen, aber es muß sich eben rechnen. Und wenn er abschätzen kann, das Oldtime, Swing usw. keinen Umsatz bringen, muß er es lassen.
Wenn ich mir hier in Hamburg die Börsen angucke weiß ich, daß da fast nichts läuft. Die „Dauerbrenner“ wie Goodman’s Carnegie Hall-Konzert stehen in jeder dritten Ramschkiste. Da kann man sich das hübscheste set aussuchen. Für 10 Euro die Philips-Pressung mit Ringbuch. Die alten Armstrong Hot 5 & 7 sind hunderte Male aufgelegt worden, mit Lionel Hampton kann man zugeschmissen werden.
Was zieht ist Modern Jazz. Somit ist das nicht wirklich „eigene Schuld“, sondern fußt u.a. auf Entscheidungen der Käufer. Und dafür braucht er auch wieder akzeptable Quellen.

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