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Ja, ich leg immer zugeschnittene Papierchen zwischen die CDs in diesen überlapp-Verpackungen… find ich recht deppert. Lieber 5€ teuer, dafür eine Longbox und mit 6CDs halt eine Klappe mehr. Da gibt’s dann allerdings das Problem, dass die Trays kaputt gehen können (meine Hendrix Winterland-Box kam mit einem völlig kaputten an… ärgerlich, die CD ist auch verkratzt von abgebrochenen Teilchen, aber sie ist abspielbar und sie in die USA zu Retournieren ist mir jetzt doch zu umständlich).
Was die Liner Notes betrifft: Bob Blumenthals neue Notes in der Blue Note RVG-Reihe wurden oft kritisiert, aber ich mag sie in ihrer direkten no bullshit Schreibweise und ihrer Konzentration auf Fakten.
Keepnews ist ein egomane, das Wort, das in seinen neuen (und alten) Liners am häufigsten vorkommt ist bestimmt „I“, „I“, oder „I“. Er hat schliesslich Wes Montgomery und Bill Evans und Cannonball Adderley gross herausgebracht, ohne ihn hätten die’s bestimmt nicht weit gebracht (suggeriert er, aber er ist natürlich zu intelligent, das laut zu sagen bzw. hinzuschreiben)… natürlich hat er riesige Verdienste (auch um Monk und später bei Milestone unter anderem um McCoy Tyner und Sonny Rollins, für letzteren hatte er auch bei Riverside schon ein paar Alben produziert). Ich finde seine Notes meist recht unterhaltsam und mag sein rumbling ganz gerne, kenne aber Leute, die ihn absolut unausstehlich finden.
Die neuen Notes in den Columbia (Sony/Legacy) finde ich durchgängig sehr gut, nicht nur bei Miles, auch jene bei Ellington und anderen – man hat sich da jeweils auch überlegt, wen man schreiben lässt, da kommen Leute zu Zuge, für die die betreffenden Musiker auch wirklich was bedeuten (bei Miles ist oft Bob Belden der Autor, im Booklet der tollen Blakey-Scheibe für Columbia gibt’s einen tollen Text von Kenny Washington, der zwar ein Philly Joe Jones Schüler ist, aber eben dennoch was von Hardbop-Drumming versteht…)
Erstaunlich schwach sind die Kommentare zur Musik in Miles‘ „On the Corner“ Box – musikalisch ist das eine unglaubliche Box, da steckt alles drin, von Stockhausen über Jimi Hendrix zu James Brown und Sly Stone… aber die Notes werden der Musik für einmal nicht gerecht, sind kurz, sagen wenig. Das ist schade, weil die Box ja Jahre in den Geburtswehen lag (erst war sie gar nicht geplant, die grosse Miles Box-Set-Retrospektive solle ursprünglich mit der „Jack Johnson“-Box enden), da hätte man sich ausführliche und tiefer schürfende Notes gewünscht, erst recht auch in anbetracht der enthaltenen unveröffentlichten Tracks.
Toll finde ich auch James Gavin, der viele Vocal Jazz-Alben mit neuen Notes versehen durfte, in den 90ern für Decca, in jüngerer Zeit die „Great Vocal Jazz Collection“ bei Capitol.
(Und ich hab mir die Miles/Gil Box, #2 in der Reihe, aber als erste erschienen Mitte der 90er, bei ihrem Erscheinen gekauft und das mit all den folgenden Boxen so gemacht, gespaart und mich drüber gefreut… klar sind sie unhandlich, aber ich hab nicht zwei linke Hände und mich rasch dran gewöhnt.)
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