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Es gibt Musik, die deshalb so wertvoll ist, weil sie eine Oase der Ruhe in unserer hektischen und kurzlebigen Zeit schafft. Musik, die von einem speziellen, zeitlosen Ort zu stammen scheint, der das Leben verlangsamt und es dadurch intensiver erlebbar macht. Gillian Welchs neues Album The Harrow & The Harvest ist ein solches Werk. Die amerikanische Sängerin/Songwriterin hat – von Schreibblockaden geplagt – unglaubliche acht Jahre benötigt, um ihr Nachfolgewerk zu Soul Journey einzuspielen und zu veröffentlichen. Anders als der Vorgänger wird die musikalische Landschaft von The Harrow & The Harvest allein von Welch und ihrem langjährigen Partner David Rawlings bevölkert. Vorwiegend begleitet von Gitarre und Banjo singt Welch mit gewohnt einnehmender, ausdrucksstarker Stimme über Themen, die von ihrem düsteren Weltbild geprägt sind. So blickt The Way It Goes mit schonungsloser Offenheit auf menschliche Katastrophen. Häufig wirken Welchs Songs jedoch, als gäben sie nur Ausschnitte aus einem größeren Bild preis. Überwiegend projiziert Gillian Welch auf The Harrow & The Harvest ihre Lieder in eine südstaatliche Szenerie. Dabei spielt sie mit Orten und Ortsnamen genauso wie mit Folktraditionen, indem sie beispielsweise in Songtiteln auf Stephen Forster und auf Joan Baez verweist. Ebenso wie Welchs Anspielungen und Verweise benötigt die auf das Mindeste reduzierte Instrumentierung Zeit und Geduld, um den Hörer mit ihrer beiläufigen Eleganz und ihrer subtilen Schönheit in den Bann zu schlagen. The Harrow & The Harvest entfaltet umso mehr Zauber, je tiefer man sich in seine Welt hineinwagt.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.