Re: "Django Unchained" – der neue Tarantino

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hal-croves
אור

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M.E. wird mit Django Unchained besonders deutlich, wie – im besten Sinne! – naiv-kindlich Tarantinos Herangehensweise ans Filmemachen ist. Er dreht seine Filme so, wie er selbst sie als Zehnjähriger am liebsten gesehen hätte: alles, vor allem die Helden, ist riesengroß, die Filme sind übervoll an allem, an Handlung, an Gimmicks, an Musik. Bei Pulp Fiction und Inglourious Basterds gelang dennoch sowohl die Komposition als auch die erzählerische Stringenz perfekt; bei Django Unchained gehen Tarantino doch ein wenig die Gäule durch. Der Film strotzt nur so von Albernheiten, aber er hat doch genug Charme, um zumindest als große Unterhaltung zu überzeugen. Und zumindest ein wirklich kluger Moment ragt bemerkenswert heraus: als Calvin Candie mit grinsendem Zynismus die rhetorische Frage stellt, warum die Sklaven die Sklavenhalter nicht einfach alle umbringen.
Außerdem finde ich die Figuren hervorragend besetzt; vor allem Leonardo DiCaprio als monströsen Plantagenbesitzer und Samuel L. Jackson als schlimmstmöglichen Onkel Tom, also diametral entgegen ihrer Images zu besetzen, ist eine bemerkenswerte Idee.

Fazit: knapp ****

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=