Re: john lenwood "jackie" mclean

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gypsy-tail-wind
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Ach so, und die Anmerkung zum Humor, Morgan vs. McLean – die hatte ich überhaupt nicht mehr präsent (habe die letzten Tage wohl seit den Neunzigern zum ersten Mal wieder ins Booklet der Mosaic-Box geschaut). Rosenthal sagt nun ja nicht gerade, McLean hätte gar keinen, aber ich finde die Überlegung spontan überzeugend und auch beim Nachdenken darüber scheint sie zu passen.

Morgan war ein player, ein Bluffer, ein Trickster – dem darob aber nicht die Tiefe abging, ich höre das bei ihm als ein Spiel, es kommt mir oft vor wie eine herumstreichende Raubkatze, die sich ihrer Eleganz und ihrer Herrschaft (blödes Wort, Meisterschaft wäre besser, aber das passt nicht zur Tiermetapher) sehr bewusst ist (und das passt natürlich auch nicht zur Tiermetapher). Bei McLean kommt alles mit der vollen Wucht, direkt ins Gesicht geklatscht, man kann sich nicht entziehen, der Druck, die Überzeugungskraft sind ja hier, auf der Höhe seines Schaffens, wirklich gewaltig und bezwingend. Wer da noch an der Intonation krittelt, muss eigentlich ein Unmensch sein. Morgan ist da ganz anders, er tänzelt, er spielt, er stürzt sich kopfüber ins Getümmel und erhebt sich im nächsten Moment wieder in die Höhe, weit darüber, zeigt uns den Finger (natürlich durch die Blume, mit Witz eben), ist uns oft schon wieder einen Schritt voraus. Und grad letzteres ist ja auch wieder nicht McLeans Art, der ist nämlich: Da! Hier! Jetzt! RIGHT NOW!

Die Stücke auf CORNBREAD und CHARISMA höre ich nochmal nach die nächsten Tage.

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