Re: blind fold test 3 – redbeansandrice

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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vorgarten
#1
obskure aufnahme, obwohl eigentlich ein ganz klassischer blues. mit bongos. und echo-effekten. tenorsaxophonist ist mir wahrscheinlich völlig unbekannt. schöner ton, aber nicht sehr besonders in seinen dramaturgischen fähigkeiten. ziemlich aged natürlich – jedenfalls schwingen da idiome mit, die ich aus meiner post-40s-orientierung heraus nicht einordnen kann. aber gefällt mir alles irgendwie…

das ist Musik, die zu ihrer Zeit durchaus auf die Charts abzielte (und in der gleichen Session entstand auch veritabler Nummer 1 Hit…)

#2
schöne schnulze mit schönem impressionistischen intro. der sänger ist toll, sanft, aber etwas, das wahrscheinlich noch als „männlich“ durchging. habe es relativ schnell im netz gefunden, möchte es aber noch nicht verraten, weil ich es wirklich nur über den songtitel recherchiert habe. würde es privat wahrscheinlich nie hören, finde es aber sehr subtil
und stimmig arrangiert.

das freut mich doch sehr, dass dieses Stück ein kleines bißchen Anklang gefunden hat…

#3
just one of those things, piano solo. wieder mir von der ganzen anlage her unvertraut, aber sehr stimmig. erst fragmentiert, in der variation plötzlich ganz flüssig, dann wieder brüsk aussparend, dann hummelflug-zitat, das ende spannungsgeladen, überraschung aufbauend und sicher gestanden. mit jedem durchgang was neues. eine interpretation wie eine turnübung. da kriege ich keinen emotionalen zugang hin. aber natürlich toll gespielt (würde das alleine zählen…).

die Aufnahme hör ich ähnlich, hab ich natürlich in erster Linie draufgetan, um mal zu sehen, ob jeder #7 soviel stärker als diese Version hört – ist offenbar nicht der Fall…

#4
relativ zeitgenössisch, oder? jazz-walzer. etwas voll da im tonstudio, da steht ja noch ein marimba direkt neben der gitarre, klingt wie vom momentanen hutcherson bedient. mir ist das alles viel zu brav. tenor klingt sehr vertraut, aus dieser maskulin-verträumten potter/lovano-ecke. bis auf schlagzeuger und gitarrist täuschen alle potential vor. dieses stück hier aber macht mich nicht an.

maskulin-vertäumt für den Tenoristen passt, aber so sehr ich bedauere, dass keine Zeit für ein Trompetensolo blieb – ich find das Marimbaphonsolo enorm charmant und an dieser Stelle genau richtig…

#5
das ist wirklich ganz toll. seit ich das zum ersten mal gehört habe, ist es mir im ohr geblieben. lässig, aber nicht blöd, „warm“? wahrscheinlich etwas richtung west coast, mir deshalb auch unbekannt, aber noch erwartungsvoll offen. mag das thema, den saxophonisten, der manchmal so wegnuschelt, dann – an entscheidender stelle – wieder ganz präsent ist, diese unklarheit, ob der pianist jetzt solo spielen will oder nicht, dessen akkordexperimente am ende und den kleinen sax-ausbruch ganz zum schluss. in seiner komprimiertheit sehr, sehr schön.

freut mich, dass es zu gefallen wusste – aber westküste ist es nicht…

#6
da sind wir mittendrin im free-flirt mit der oldschool. 70er? finde ich (noch) nicht wirklich zwingend. trompete bleibt in diesem lester-bowie-hearalike befangen (beim zweiten hören finde ich das schon wieder ungerecht), der tenormann ist gut, understated, fliegt aber sehr easy über die changes (bei 2.37 ganz toll!). auf das piano-solo war ich nach dem comping sehr gespannt – und dann enttäuscht. ein blender, oder? erschöpft sich in interessantheit. so, wie harry connick jr. klavier spielt. interessant zwiespältig. ein flirt eben.

die zweifel am klaviersolo kann ich nachvollziehen, aber der „free-flirt mit der oldschool“ ist das nicht… biologisch könnt der trompeter hier durchaus Lester Bowies Vater sein (wär dann allerdings ein Fall fürs Jugendamt)

#7
nochmal justoneofthosethings, diemals im trio. arpeggien, soweit das gehör reicht. geht bei mir gar nicht. hätte für einen irgend-wann-mal-bft eine passende antwort… (beim zweiten hören kann ich davon doch ganz gut abstrahieren – das single-note-spiel ist in seiner leichtigkeit schon beeindruckend – aber das ende wieder….nö.)

:-) ich wollt einfach mal antesten, warum „ihr alle“ lieber Bill Evans hört, als sowas… ich find es so schön, das kann ich gar nicht sagen…

#8
ach du liebe güte, das ist mir wirklich so fremd wie mongolischer obertongesang. und doch ist das so fein gespielt, wie da alles ineinander greift… trotzdem begeistert mich da nichts, ich höre nur konventionen und vordergründige nettigkeiten. harmlos, ohne widerhaken. auch sehr technisch, irgendwie, das fängt ja beim arrangement schon an. aber: hier bin ich nicht zuständig.

:-)

#9
ah, eine traurige trompete, das muss mich interessieren. live. you don’t know what love is, oder? auf eine schöne art nicht-perfekt gespielt. gegen ende des trompetensolos wird es sehr emotional und der saxophonist schafft es, das unmittelbar aufzugreifen. ziemlich magischer moment. überhaupt hat dieses saxsolo was außerirdisches. sehr schön, ohne viel zu wollen.

ja, die Übergabe zwischen den beiden Solisten ist ganz groß…

#10
quasi ein bigband-format. tuba? viele ideen stecken da im arrangement, was leider die solisten etwas abhängt (die machen halt ein bisschen was dazu). klingt zwar sehr modernistisch, könnte aber aus den 50ern sein. ausgesprochen intellektuelle musik. als solche völlig ok. meine einzige, aber viel zu naheliegende vermutung wäre giuffre.

kein Giuffre und keine Tuba, dass die Solisten hier seltsam eingequetscht sind, seh ich auch so, aber die Musik ist so wunderbar ambitioniert…

#11
ah, hallo 90er. downtown-interessantheit. weiträumige zorn-peripherie. auch musik mit brille. ausgesprochen gut gefällt mir der mit seinem kopf spielende schlagzeuger. am ehesten müsste aber doch der e-bass identifizierbar sein – aber wer spielt bloß so, flächig & weich. vorbild wäre swallow habe mal einen bassisten namens gbatokai dakinah live gehört, der spielte auch so (in der band von dave fiuczynski bzw. wie auch immer der geschrieben wird). saxophonist gefällt mir nicht wirklich, obwohl (weil?) er alles richtig macht. da weiß ich doch wieder, was ich an coleman habe (steve natürlich…)

ich mag den Altisten, bin auch ganz dankbar, dass hier kein klarerer Kopf wie Steve Coleman durchs Bild huscht… 90er ja, downtown und zorn eher weniger… so, und hier brech ich erstmal ab, da ich bei den nächsten wohl zuviel verraten würd…

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