Re: Deep Talk – Der Bass im Jazz

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gypsy-tail-wind
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katharsis[Ron] Carter… Mir ist seine schlampige Intonation erst auf „Where?!“ so richtig bewusst geworden, weshalb ich das Album fast vorschnell ad acta legen wollte. Wenn man sich aber damit anfreundet, dass Carter sehr bewusst auf unterschiedlichen Ebenen spielt, ist das ein echter Gewinn, da auf der Platte unglaublich viel passiert.

Ja, das ist wirklich ein schönes Album! Noch besser gefällt mir allerdings dann Mal Waldrons kurz darauf mit erweiterter Band eingespieltes „The Quest“, auf dem die Gruppe von „Where“ auch wieder zu hören ist.
Ich hab „Where“ im Rahmen der Dolphy Prestige-Box kennengelernt, nach der Coltrane-Atlantic Box und den ersten Columbia-Boxen von Miles wohl die erste Box, die ich mir damals gekauft habe. Von „Where“ hatte ich davor nicht mal gehört…

katharsisZur Diskussion zu LaFaro wollte ich noch beitragen, dass ich mich an „This is Ray Brown“ erinnert habe, auf dem Brown einen für seine Verhältnisse leichten und flexiblen Klang erzeugt und fast das ganze Album alleine trägt. Tolle Scheibe, die vielleicht von einer ganz anderen Seite her viel für die Emanzipation des Basses beigetragen hat.

Ich finde Brown irgendwie schwierig, einer der solidesten Bassisten überhaupt, mit unglaublich grossem, sattem Ton und absolut perfektem Time und Intonation – aber inwiefern er irgendwas emazipiert hat weiss ich ehrlich gesagt nicht so richtig. Habe mich bisher auch nie vertieft mit ihm befasst, auch wenn er auf unzähligen Aufnahmen in meiner Sammlung vertreten ist.
„This Is Ray Brown“ kenne ich leider bisher nicht, aber „Bass Hit!“ ist ein wunderbares Album, für mich von der Handvoll Leader-Alben, die ich bisher kenne, das mit Abstand schönste und abwechslungsreichste. Die Band ist voll mit tollen Leuten.

Man hört da etwa Harry „Sweets“ Edison, Jimmy Giuffre, Herbie Harper und Jimmy Rowles, an den Drums sitzen Mel Lewis und Alvin Stoller, beides ausgefuchste Big Band Drummer. Die Musik wurde von Marty Paich arrangiert, wird von einer reduzierten Big Band gespielt, bleibt stets leicht, ist aber allein schon durch Browns tolles Bass-Spiel absolut geerdet und eine deutliche Spur mehr funky als was man sonst so vom West Coast Jazz gewohnt ist.
1999 erschien das Album auf CD in der tollen Verve Elite Edition (kurz danach wurde die leider eingestellt, die etwa drei Dutzend CDs finde ich samt und sonders hörenswert).

katharsisUnd zu Cecil McBee: Wahrscheinlich in seinen jungen Jahren unterschätzt. Dass er einen absolut funkigen Ton daruf hatte, hört man wunderbar auf Roy Brooks „The free slave“.

The Free Slave! Das ist eine tolle, dreckige Live-Session! George Coleman und Woody Shaw sind super, die Rhythusgruppe (Hugh Lawson, McBee und Leader Brooks) groovt ganzn enorm! Kein richtig grosses Album, aber eins, das richtig viel Spass macht!

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