Re: Andrew Hill

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gypsy-tail-wind
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vorgartenich mochte BLACK FIRE früher nie so richtig. wahrscheinlich, weil ich mich ihr immer als joe-henderson-fan genähert habe und ihn in diesem konzept zu eingezwängt fand. jetzt habe ich sie gerade nochmal gehört und finde sie toll.
alles, was du über roy haynes sagst, stimmt – und dazu ist die platte unglaublich abwechslungsreich und dicht. meine frage bleibt aber, ob es hier unbedingt noch einen saxophonisten brauchte.

im netzt liest man immer wieder, dass menschen die musik von hill „kühl“ im sinne von „akademisch“ finden. ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen – natürlich ist das alles sehr komplex geschrieben, aber seine spielweise finde ich immer sehr emotional, wehmütig oft, machnmal dem instrument wie abgerungen, auf bewusste weise nicht-leicht, nicht-virtuos und nicht-elegant.

Ja, nicht-leicht, nicht-virtuos, nicht-elegant – das ist zwar nicht-eloquent ausgedrückt, aber bringt’s sehr gut auf den Punkt, das empfinde ich auch so!
Allerdings ist das mit der Virtuosität wohl ein ähnliches Thema wie bei Monk: diese Musik setzt technisch enorme Fähigkeiten voraus – aber das Resultat ist dann nicht perlende Brillanz, sondern verschrobene, „schwierige“ Musik.

Was Henderson betrifft… seine Alben mit Dorham sind ja vergleichsweise recht konventionell (hard)boppig – dass Hills Musik ihn einzwängt mag sein (er kehrte allerdings in den nächsten Jahren zweimal zurück… mag aber auch an Mangel an Alternativen gelegen haben, Mobley wäre ja kein Option gewesen… oder doch? Kenny Dorham ging ja auch!). Andererseits öffnet Hills Musik Henderson auch Möglichkeiten, die er sonst so nicht hatte – aber vielleicht eben auch nicht gesucht hatte.
Es scheint ja, dass Henderson sehr klare Vorstellungen hatte davon, was er musikalisch und im Leben wollte und sich das alles sehr gezielt erarbeitet hat – und dann damit auch zufrieden war, wohl ohne sich irgendwie eingeschränkt zu fühlen. Ob er 1963 schon auf diesem Weg war, weiss ich natürlich nicht, aber vom Temperament her mag es schon sein, dass er sich eher eingezwängt gefühlt haben mag, als dass er die neuen Möglichkeiten geschätzt hat – aber das werden wir wohl nie erfahren (oder hat er sich mal irgendwo zur Zusammenarbeit mit Hill geäussert?)

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