Re: Kriterien der Jazzkritik

#7880413  | PERMALINK

otis
Moderator

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gypsy tail wind
Ob Musik neu oder clever sein muss… na ja, schwierige Frage. Aber um bei Lockjaw zu bleiben: ich höre ihn als einen stark in Coleman Hawkins und im R&B verwurzelten Musiker, der sein Ding mit grosser Überzeugung durchzieht. Dabei geht ihm aber so ziemlich jegliche Innovation ab (aber keineswegs die Cleverness!) – das spielt wohl auch eine Rolle, dass für mich bei ihm mit ****1/2 dann aber auch gut ist. Es fehlt eben am Ende das kleine Etwas, das Besondere, dass ihn heraushebt. Allerdings heisst das nicht, dass ich nicht immer wieder und mit grossem Genuss zu seiner Musik zurückkehre.

… und so strukturiert und nach Kriterien geordnet wie Du das tust (?), das kann ich jedenfalls nicht. Eben: es zählt der Gesamteindruck.

ad 2: Nein, ich höre und bewerte Musik nicht nach Kriterien geordnet.
ad 1: Das war eigentlicher Teil der Frage: Muss etwas im Jazz wirklich innovativ sein, um in der Breite anerkannt zu sein?
Ich versuche derzeit zu verstehen, nach welchen Kriterien Jazzkritik funktioniert. Ins Auge stechen: kollektives Zusammenspiel, instrumentales Ausdrucksvermögen (ich schreibe bewusst nicht: Können), Innovation, Improvisations“kunst“.
Da gibt es sicher noch mehr, bitte ergänzen.
Ich denke, die Gewichtung dieser Kriterien verschiebt sich von Künstler zu Künstler, von Platte zu Platte, keine Frage. Dennoch habe ich von außen den Eindruck, dass in der Jazzgemeinde folgende GewichtungVorrang zu haben scheint: Improvisationskunst, Innovation, Zusammenspiel, Instrumentaler Ausdruck. Wobei ich mir bei der Reihenfolge der ersten beiden nicht so sicher bin.

Ich kann die letzten Beiträge auch woanders hinlegen, wenn mir jemand sagt, wohin. Muss man ja nicht hier diskutieren.

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