Re: Die Mutter aller Listen – gypsy goes jazz

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gypsy-tail-wind
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alexischickeJa hab mir „We want Miles“ und „Amandla“ angehört für meinen Geschmack etwas zu viel Pop.Der Synthesiser verstärkt meiner Meinung nach den Eindruck.Das Spiel von Miles längst nicht so ideenreich wir zwischen 69-75 und er klingt bisschen müde für mich.

Die Nummern „Human Nature“,“Jean Pierre“ und „Time after time“ waren aber sicherlich Zugeständnisse an den Popmarkt,ohne die hätte er wohl keine Stadien füllen können.

Ja, aber die machte er auch schon in 50ern mit Songs wie „Surrey with the Fringe on Top“ oder „I Could Write a Book“ und manchen andern. Ich will damit nicht behaupten, dass „Human Nature“ oder „Time After Time“ ähnlich gute Songs wären (das „richtige“ „Time After Time“ von Cahn/Styne allerdings schon!) – aber „Jean Pierre“ ist ein derart süsses, verspieltes Motiv, das muss ich einfach lieben. Und mit Marcus Millers pumpendem Bass und Mike Sterns brachialer Gitarre würde ich „We Want Miles“ keineswegs als Pop-Album bezeichnen. Das hat sich in den Jahren danach sukzessive geändert, als Stern und Miller (und Scofield und Darryl Jones) wieder weg waren… kann man auf der Montreux-Box nachverfolgen.
Allerdings fasziniert mich die Live-Musik jener Jahre, egal mit welcher Version der Band, immer wieder. Gehört sicher nicht zu den meistgehörten Sachen hier (ist Jahre her, dass ich was davon gespielt habe, um ehrlich zu sein), aber Live und im Studio waren in jenen Jahren bei Miles zwei paar verschiedene Schuhe.
Was mir wirklich NICHT gefällt sind die beiden Stücke mit Vince Wilburn auf „Man with the Horn“, die Pop-Stücke auf „Decoy“ und fast alles auf „You’re Under Arrest“ (das beginnt dort schon mit dem abscheulichen Cover – stinkt ganz enorm nach 80er Jahren). Bei „Siesta“ ist dann recht wenig Fleisch am Knochen, aber da gibt’s einige schöne Momente. „Doo-Bop“, davon kann ich auch nicht mehr so viel halten wie früher… aber egal, insgesamt gab’s doch ein paar schöne Alben (wozu ich durchaus auch „Amandla“ noch zählen mag, eins der ersten, die ich kannte, und mit „Mr. Pastorius“ ist da einer der tollsten Momente aus Miles letzten Jahren zu hören).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba