Re: Jazzland – kleine Schwester, oder großer Wurf?!

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gypsy-tail-wind
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Zur Allmusic-Rezension von Roarin‘: ich dachte nicht, dass ich das nach meinem langen Post noch klarer Kommentieren müsste.

It’s not incredibly distinctive or innovative when measured against the best American music in the style, particularly since the group chose to make three of the seven tracks covers of famous compositions by three major U.S. jazzmen (Thelonious Monk’s „Blue Monk,“ Duke Pearson’s „Jeannine,“ and Miles Davis‘ „So What“).

Was hat das Repertoire mit dem zu tun, was die Gruppe daraus macht? Richtig… das Verhältnis zwischen Material und Interpretation beim Jazz ist ja oft nicht sehr eng, Herr Unterberger!

Vor allem aber:

…proving that U.K. jazz musicians could play well in the hard bop style that had been pioneered in the United States.

Die Musik auf „Roarin'“ geht – wie ich glaube, zur genüge erläuert zu haben – über Hardbop hinaus, lässt eben genau die Hardbop-Klischees hinter sich, indem sie mittels Arrangement und v.a. mittels Rendell/Bonds Kollektiv-Impros Spannung schafft und eine musikalisch offenere Atmosphäre, als man das vom Hardbop her gewohnt ist.
Also: Ohren putzen, Herr Unterberger, und nochmal nachhören! ;-)

Ach ja, und der Abschnitt über das Interesse des Rockfans an Bond… schön, es ist derselbe Graham Bond, aber Rockfans werden das Album niemals interessant finden und es ist sowas von irrelevant. Bond ist eine individuelle, junge, frische Stimme auf dem Altsax, der durchaus heraussticht aus den ganzen Bird-Nachfolgern, die um 1960 die Jazz-Szene komplett beherrschten – das find ich einen viel wichtigeren Aspekt als den, dass Bond später als Rockmusiker berühmt wurde. Das ist für das Album sowas von irrelevant… wenn schon, würde ich eher den Verlust herausstreichen, denn der britische Jazz durch die Abwanderung Bonds in der R&B oder Rock erlitt.

Ich meine das nicht böse, aber ich leg recht wenig Wert auf die Rezensionen (und erst recht auf die Besternungen, die sich überdies auch immer mal wieder mit den Rezensionen zu beissen scheinen) bei Allmusic. Yanow hat sich mal auf dem Organissimo-Forum dazu geäussert, wie das abläuft… man hört die Platte ein halbes Mal, kritzelt dann was, und weiter geht’s mit der nächsten Scheibe. Das ist unbefriedigend für alle Seiten.
Dennoch ist Allmusic immer mal wieder willkommen als Nachschlagewerk oder Gedächtnisstütze.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba