Re: Dexter Gordon

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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katharsisIch bin hauptsächlich die Blue Note-Aufnahmen gewohnt, daher habe ich so meine Probleme mit „Resurgence“. Im besten Sinne ist die Session eine Blowing-Session, in der Gordon weniger in Balladen eintaucht, sondern vielmehr schnell durch die Kompositionen fegt. Mir fehlt dadurch sein großer, warmer Ton. In Anlehnung an das Dootone-Album spielt Gordon hier eher cool als hot, damit meine ich tatsächlicher kälter und schärfer. Martin Banks hat ja nicht auf jedem Stück so viel zu tun, aber er unterstützt Gordon in diesem „härteren“ Ansatz durchaus, so bspw. durch die schneidenden und spitzen Töne in „Affair in Havana“. Boone ist meines Erachtens vernachlässigenswert, wenngleich er auf dem gerade genannten Stück ganz gut soliert. Insgesamt „blockiert“ er das Album aber durchaus durch seine grummelnden Töne im Hintergrund. Da gibt es inspiriertere und flüssigere Kollegen. Dolo Coker lockert das Ensemblespiel dann aber wieder durch seine relaxten und freundlichen Töne wieder auf. Ein sehr schöner Kontrast zum bereits genannten düsteren Grundton der Session.
„Jodi“ ist dann eines der Stücke, die Gordon in den darauffolgenden Jahren vertiefen wird.
Insgesamt ein interessantes Album, das gut den Grundstein für die spätere Entwicklung aufzeigt und überraschenderweise alles andere als ein sonniges Westcoast-Album ist. Es zieht aber doch ein wenig an meinem Geschmack vorbei.

zwei Sachen…

das mit der Blowing-Session ist eine interessante Beobachtung: Von der Anlage her ist das Album ja überhaupt keine Blowing Session, viel weniger als zB Dexters Blue Note Alben… es liegt an Gordon, dass die Session sich nicht voll entfalten kann/sie ihren Blowing Charakter behält und dadurch irgendwie nicht ganz stimmig ist…. man stellt sich vor, dass Lion die Sache vielleicht gerettet hätte, indem er Gordon einfach eine Woche in ein Hotelzimmer gesteckt hätte – hier hat man offensichtlich Dolo Coker sowas gesagt wie „du weißt, Dexter fehlt die Ruhe sich selber um seine Musik zu kümmern, sei doch bitte so nett und bereite alles vor, als wär es dein Album, Dexter kommt dann am 13.10 vorbei und nimmt es auf…“ (ha, das Album ist grad 60 geworden); die Art von gut-gemeinter und durchaus geschmackvoller Überproduktion, die wir neulich schon bei Blue Mitchells Riverside Alben beklagt hatten (während Johnny Griffin mit diesen Methoden prima zurecht kam und eine tolle Serie aufgenommen hat… kleine Ausnahme hier ist, dass die Produktion von Cannonball Adderley ist…) die zweite Seite find ich übrigens spürbar stärker als die erste…

was die Düsterniss betrifft: die ist aus meiner Sicht ein Charakteristikum von weiten Teilen des kalifornischen Hard Bop, die Alben, die ich immer runterbete, Earl Anderza’s Outa Sight, Jimmy Woods Awakening, Art Peppers Intensity und Smack Up, Harold Lands The Fox…. sind alle düsterer als der Hard Bop der Ostküste… (und sollten sie dir begegnen, lass sie nicht stehen!)

@alexischke: klar empfehl ich Resurgence mehr als Katharsis, fast mehr allerdings als Fan des düsteren kalifornischen Hard Bop, als als Dexter Gordon Fan… da alexischke ja ein weniger düsteres Gemüt ist: die Gordon Alben die ich im Moment empfehlen würde sind Doin‘ Alright, A Day in Copenhagen und Our Man in Paris… und natürlich die wirklich frühen Aufnahmen aus den 40ern… Resurgence kann man hier hören (die anderen auch)…

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