Antwort auf: Art Blakey & The Jazz Messengers

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Blakey stand mitte Mai an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Studio. Am 13. nahm er das Jubliee-Album Cu-Bop auf (JLP 1049), bei dem Sabu Martinez, Blakeys Freund und musikalischem Partner (Sabu hatte am 28. April sein Blue Note Album „Palo Congo“, BLP 1561, eingespielt, auff dem auch Arsenio Rodriguez zu hören ist). „Cu-Bop“ ist kürzlich in Japan auf CD wieder aufgelegt worden (ich warte noch auf mein Exemplar).
Das erste Stück des Albums ist „Woody’n You“, Sabus Conga-Beats verschmelzen nicht so recht mit dem Rest der Rhythmusgruppe, das hält Bill Hardman, Sam Dockery und Johnny Griffin allerdings nicht davon ab, schöne Soli zu spielen. Blakeys „Sakeena“ ist das zweite Stück, zwölf Minuten lang und mit einem tollen Griffin-Solo zum Auftakt. Mit dem relaxteren und weniger boppigen Beat hier passen auch Sabus Bongos besser. „Shorty“ ist das kürzeste Stück des Albums, ein eingängiges Hardbop-Thema, in dem Dockery als erster Soliert, gefolgt von Hardman und Griffin – alle drei halten ihre Soli kurz und präzise, während Sabu wieder eher ein klein wenig stört, aber wenigstens mit DeBrests Bass recht gut zusammenpasst (während Blakey zu straight 4/4 spielt).
Zum Ende folgt das fast dreizehn Minuten lange „Dawn on the Harvest“, eröffnet von einem „Splash“ von Blakey, gefolgt von Sabu und schliesslich DeBrest und einem zickigen Lick Griffins, während Hardman mit Dämpfer eine Linie drüberlegt. Das Thema wird dann teils in stop time präsentiert, Hardmans Ton singt und er spielt das erste Solo, gefolgt von Dockery mit einem weiteren reduzierten Solo. Griffin legt dann als dritter los und sein Solo ist mal wieder das Highlight. Und das zweite Highlight folgt sogleich, ein dicht verzahntes Solo von Blakey und Sabu (anfangs mit Unterstützung durch jemanden aus der Band an Schlaghölzern).
Damit endet ein ziemlich unessentielles aber doch recht hübsches Blakey-Album, das ich als grosser Griffin-Verehrer dennoch nicht missen möchte!

Am 14. und 15. Mai trafen die Jazz Messengers im Atlantic Studio auf Thelonious Monk, den Pianisten, mit dem Blakey schon oft zusammengearbeitet hatte. Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk – Monk bezeichnete Blakey als seinen Lieblingsdrummer. Hier findet Monks Musik Eingang in die Welt der Messengers und das klappt erstaunlich gut. Johnny Griffin ist neben Monk der überzeugendste Solist, er und Blakey finden problemlos Zugang zu Monks Musik. Bill Hardman tut sich etwas schwerer, was sehr schade ist, da er mit seinem hohen, spitzen Spiel der perfekte Monk-Trompeter hätte sein können (Idrees Sulieman oder Ray Copeland waren andere, vergleichbare Trompeter, mit denen Monk gerne gearbeitet hat). Auch Spandy DeBrest wirkt hier oft etwas unsicherer als sonst mit Blakey, er walkt etwas steif. Abgesehen von Griffins Blues „Purple Shades“ stammt das ganze Material von Monk, auf der http://www.allmusic.com/album/art-blakeys-jazz-messengers-with-thelonious-monk-r135508, die Rhino 1999 veröffentlicht hat, finden sich zudem drei Alternate Takes, „Blue Monk“, „Evidence“ und „I Mean You“. Weiteres Material existiert mit diversen False Starts, unvollständigen und Alternate Takes dieser drei Stücke.

Monk hat die Session anscheinend zum Gewerkschaftstarif gespielt, was seinen Manager Harry Colomby (der ältere Bruder Bobbys) an die Decke getrieben hat. Ebenfalls hat Monk sich nicht um ein Arrangement mit Bill Grauer von Riverside geschert. Wilbur Ware hätte Bass spielen sollen, Monk sah die Session wohl nicht bloss als einen return of favor für Blakey sondern ebenfalls als eine Möglichkeit – er bessass seit einigen Jahren keine cabaret card mehr – seine Musik bekannter zu machen, und ging wohl auch davon aus, dass das mit dieser Band auf ansprechendem Niveau erreicht werden konnte. Das sah zu beginn allderings nicht danach aus:

If the first day of recording was any indication, the session seemed doomed from the start. They attempted to record two songs – „Blue Monk“ and „Evidence“ – and nearly every take was unsalvageable. Johnny Griffin and trumpeter Bill Hardman struggled with the music. Initially, Thelonious gave them the music, but became so frustrated with their performance that he took it away. According to Blakey, as Monk snatched the lead sheets back he told the band „They would play better without them because they could hardly play worse.“ At the same time, Wilbur Ware showed up to the studio stone cold drunk. He never had a chance to play: „We got down to the studio, I go in the bathroom and pass out.“ Fortunately, James „Spanky“ DeBrest, a twenty-year old bassist out of Philadelphia, was available to fill in.
Things went infinitely better the next day. Monk showed Griffin and Hardman how to play the music, though his criticism were unremitting. When Hardman asked Monk how he sounded after a particular take, he replied, „You played a whole lot of trumpet to be playin‘ nothin‘.* Still, the band completed the album, revisiting „Blue Monk“ and „Evidence,“ and producing strong versions of „I Mean You,“ „Rhythm-a-ning,“ and „In Walked Bud.“ Monk took „Blue Monk“ and „I Mean You“ at slower than usual tempos, partly as a test of wills between himself and Blakey, whom he sometimes accused of pushing the tempo. (Half-jokingly, Monk told Hardman at the end of the session, „We made a good record – but the drummer couldn’t keep time.“)

~ Robin D.G. Kelley: Thelonious Monk, The Life and Times of an American Legend. New York / London / Toronto / Sydney, 2009, S. 221 [Fussnoten mit Belegen zu den Zitaten: #42-45, S. 510].]

Gemäss den Angaben in der CD und überall sonst stammen allerdings „Blue Monk“ und „I Mean You“ vom 14. Mai. Ich nehme allerdings an, dass Kelley als die grosse Autorität in all things Monk betrachtet werden soll und tendiere dazu, ihm zu glauben.

Mit „Evidence“ beginnt das Album, Hardman soliert als erster, schlägt sich nicht schlecht, Monk taut aber unter Griffin hörbar auf. Am Ende spielt Blakey ein hübsches Solo. „In Walked Bud“ präsentiert Griffin als ersten Solisten, verspielter, repetitiver als sonst, angesport von Monks schrägem comping. Dieser scheint von Griffin – der ein Jahr später in Monks Quartett tolle Aufnahmen machen würde – inspiriert, sein Solo ist voller Wiederholungen, kleiner Motive, aber auch mit viel Pausen und Raum gestaltet, Blakey streut ein paar tolle Rhythmen ein. Hardman klingt auch inspirierter, findet einen tollen Einstieg in sein Solo und auch ihn füttert Monk mit Ideen.
Das langsame „Blue Monk“ ist wohl das Highlight der Session, Griffin soliert wieder zuerst, getrieben, scheinbar mit endlos vielen Ideen. Monk folgt, funky, dunkel und fast ganz ohne Blues-Klischees auskommend. Auch Hardman klingt inspiriert, das langsame Tempo lässt ihn in double time Linien fallen, die scheinbar mühelos und flüssig klingen. DeBrest folgt mit einem angemessenen Bass-Solo.
Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit „I Mean You“, einer simplen aber effektiv rhythmisierten Linie, die von einer Art stop time mit pedal tones vom Bass und jeweils am Ende von swingendem 4/4 begleitet wird. Griffin strollt, ohne Begleitung von Monk, findet sich im Stück sehr gut zurecht. Monk folgt, sein Solo möglicherweise im Voraus zurechtgelegt aber sehr toll. Dann Hardman, den Monk recht dicht begleitet, während DeBests Bass und Blakeys Drums einen fast stampfenden Beat erzeugen. Blakey folgt mit einem kurzen Drum-Solo, bevor das Stück endet.
„Rhythm-a-ning“ beginnt mit Monk, im Thema ist Griffin ungebremst, das erste Solo – sehr nahe am Thema – kommt dann aber von Monk, der sich mit Blakey verzahnt. Blakey und DeBrest folgen dann, und danach kommt Hardman sofort zur Sache, lässt sich von Monks dichter Begleitung treiben und wird am Ende monkisch genug, sodass dieser auf seine Begleitung verzichten kann – hier ahnt man, wie toll Hardman mit Monk hätte klingen können, wenn es zu weiteren Begegnungen gekommen wäre. Griffin setzt nach Hardmans virtuosem Solo minimalistisch ein, aus seinem Triller schleicht sich aber bald eine rasante Linie, geschmeidig und mit seinem typisch vokalen Sound legt er bald los und Monk macht kleine Einwürfe. Nach dem tollen Tenorsolo spielt Blakey eins seiner tollsten Soli überhaupt, bevor das Stück mit dem Thema endet.
„Purple Shades“ von Griffin ist das letzte Stück des Albums, ein simpler Riff-Blues. Die Band klingt relaxt und locker, Monks Einfluss beschränkt sich hier auf sein öffnendes Solo und sein verschrobenes comping, die Musik klingt daher weniger stark nach Monk als in „Blue Monk“, aber das Ergebnis ist dennoch sehr überzeugend. Hardman klingt nach Monk frei und locker, sehr lyrisch, mit mehr Raum und weniger Tönen, Griffin zeigt einmal mehr sein beeindruckendes Können und auch DeBrest klingt lockerer.
Die Alternate Takes sind ein schöner aber letztlich nicht essentieller Bonus zur Session, schön ist aber, von „Blue Monk“ einen zweiten Take zu hören mit tollen Beiträgen von Monk (er streut „April in Paris“ in sein Solo ein) und Griffin. Der Take ist deutlich aber schneller und das langsame Tempo kommt definitiv besser.

Zur genauen Reihenfolge der Aufnahmen sowie Angaben, welche Tracks wirklich vom 14. Mai stammen (bloss die Alternate Takes von „Blue Monk“ und „Evidence“!) gibt Robin D.G. Kelleys Online Sessionography Auskunft.

Blakey nahm im Juni an den grossartigen Aufnahmen für Thelonious Monks „Monk’s Music“ teil, vom Juli gibt’s dann einen kurzen Mitschnitt aus der „Stars of Jazz“ TV-Show, den ich noch nicht kenne. Die Messengers spielten (mit Sam Dockery) ein Monk-Programm: „I Mean You“, „Blue Monk“ und „Evidence“. Die Aufnahme fiel in die Zeit eines zweiwöchigen Auftrittes im Blackhawk in San Francisco. Russ Wilson berichtete im Oakland Tribute:

Griffin has been with the Messengers only seven months, replacing Jackie McLean, who lost his job because he could not break the Habit.

~ Russ Wilson, Oakland Tribune, July 7, 1957, p.B15 (Quelle / 2011-05-01)

Dann folgte der nächste Wechsel: Pianist Junior Mance tritt die Nachfolge von Sam Dockery an. Mit ihm nahm Blakey für das Bethlehem-Label ein erstes Album mit dem Titel Hard Drive (BCP-6037) auf. Die Band ist in Form, das Material von Jimmy Heath, Bill Hardman, Johnny Griffin (je zwei Stücke) und Leon Mitchell (ein Stück) recht gut… und die Stimmung der Atmosphäre ist ziemlich Gospel-getränkt, wozu auch Mance viel beiträgt.

Von Nat Hentoff darauf angesprochen, was er von der Klassifikation seiner Musik als „Hard Bop“ halte und oder eine Definition davon liefern könnte, sagte Blakey:

„I don’t know what they’re talking about,“ Art began in an exasperated rasp. „All we do is try to play music, just basic music. Other people put names to it; I don’t put names to music. It’s just swinging. If we don’t swing, it isn’t jazz. That’s all. That’s all we’ve got is swinging. How are you going to swing if you don’t swing hard? How can you swing easy? Even if you play soft, you have to swing hard. Jazz is going to sell itself; it doesn’t need any names like ‚hard bop‘.“

~ Nat Hentoff, Liner Notes zu „Art Blakey – Hard Drive“ (Bethlehem BCP-6037, Rhino/Avenue Jazz CD, 1999)

Das Album eröffnet mit Jimmy Heaths „For Minors Only“, das sehr charmant dargeboten wird, Blakey an Besen, DeBrest mit einem Basslick, das halbwegs einen Two-Beat vortäuscht… Hardman mit Dämpfer, kriegt dann auch gleich das erste Solo, sein Ton hat sich verbessert, seine Linien wirken so konzentriert wie auf den besten Stücken mit Monk, er spielt weniger Noten als auch schon, streut rasch ein „Wade in the Water“-Zitat ein und spielt auch mal über mehrere Takte nur einen Ton. Mance folgt mit einem swingenden Solo, spielt mit knackigem Ansatz, streut aber auch ein paar fast Silver-mässig rollende Passagen ein. Griffin öffnet verhalten, auf ganz typische Weise, legt dann nach und baut ein kleines schönes Solo auf – in der Folge wird er einmal mehr der überzeugendste Solist des Albums sein und das kündigt sich hier schon an.
Griffins „Right Down Front“ ist eine Gospel-Nummer, wie Blakey sie bald mit der nächsten Band (Bobby Timmons!) pflegen sollte. Das Stück erschien (b/w „Late Spring“) auch als Single. Über einen fetten Shuffle, Two-Beat Bass und rollende Akkorde von Mance spielen Hardman und Griffin das Thema. Griffin setzt sogleich zum Solo an – unvergleichlich! Das mag klischiert sein – das Thema, der Groove, ja vielleicht auch Griffins Solo, aber verdammt das macht einfach Spass! Mance folgt, sehr simpel. Nach Hardmans kurzem Solo folgt Spanky DeBrest am Bass (der sich fast wohler zu fühlen scheint als Hardman), dann wird das Thema wiederholt.

Blakey was candid about de Brest, declaring that he felt the young (about 20) bassist has the potential but needs a stronger pianist in the band to propel him to improve faster. „I mean,“ noted Blakey, „the way Horace Silver improved Doug Watkins.“

~ Nat Hentoff, Liner Notes zu „Art Blakey – Hard Drive“ (Bethlehem BCP-6037, Rhino/Avenue Jazz CD, 1999)

„Deo-X“ ist Bill Hardmans Komposition und stammt als einzige von der ersten Session vom 9. Oktober, der Rest des Albums wurde dann am 11. eingespielt. Das Tempo ist nach Blakeys verspieltem Drum-Intro rasant, Blakey spielt im Thema einen Latin-Beat.Hardman und Griffin präsentieren die teilweise auf Ganzton-Skalen basierende Melodie unisono, Griffin stürmt mit einem kleinen Break sofort ins Solo los. Es folgen Hardman und Mance, danach Blakey mit einem tollen Solo. Das Thema wird am Ende von einer kleinen Coda gefolgt, sehr hübsch.
„Sweet Sakeena“ ist Hardmans zweites Stück der Session, Blakeys kleiner Tochter gewidmet. Griffin ist wieder der erste Solist, gefolgt von Hardman und einem inspirierten Mance.

Composer Hardman also included his estimation of his front-line colleague Johnny Griffin, a tribute underlined, Hardman indicates, by the fact „that I listen to him night after night. He’s always changing; his mind is always working; something else is always happening. He plays relaxed, the way musicians would like to play. He has an execution, speed all of that. He’s the most underrated tenor player around.“

~ Nat Hentoff, Liner Notes zu „Art Blakey – Hard Drive“ (Bethlehem BCP-6037, Rhino/Avenue Jazz CD, 1999)

Die zweite Hälfte des Albums beginnt wieder mit einem Jimmy Heath Stück, „For Miles and Miles“. Mance soliert als erster, gefolgt von Hardman und einem tollen Griffin-Solo zum Ende. DeBrest kriegt hier zum zweiten Mal Gelegenheit, zu solieren.
Der Groove von Griffins „Krafty“ ist ähnlich aber etwas schneller, Hardman spielt ein tolles, diskursives Solo, Blakey gibt mächtigen Support. Mance folgt, sparsam, linear am Anfang. Griffins Solo ist dann das Highlight des Stückes.
Zum Abschluss folgt nochmal eine entspanntere Nummer, Leon Mitchells „Late Spring“. Mance spielt das erste Solo, sehr swingend. Dann folgt Hardman mit einem seiner bis dahin besten Solos, lyrisch, linear, mit sonormen Ton und relaxter Phrasierung – wunderbar! Griffin und DeBrest sind noch zu hören, bevor das unspektakuläre aber schöne Album endet.

Über das Bethlehem Album Art Blakey’s Big Band (BCP-6027) habe ich mich im Chronological Coltrane-Thread schon mal kurz geäussert:

Die Big Band ist ganz in Ordnung, teilweise vielleicht (wegen Blakey?) etwas schwerfällig, aber eine ziemlich schöne Abwechslung von seinen üblichen Messengers Sessions!
Das Album enthält zudem zwei Stücke im Quintett mit Coltrane und Donald Byrd und der Rhythmusgruppe (Walter Bishop, Wendell Marshall & Blakey). In den Big Band Nummern hört man dann Byrd nicht, dafür alle drei anderen Trompeter (ich wiederhole das von oben, um alles an einem Ort zu haben):

Midriff – Hardman, Coltrane, Bishop
Ain’t Life Grand – Copeland, Coltrane, Bishop
El Toro Valiente – Shihab, Cleveland, Blakey, Shihab
The Kiss Of No Return – Shihab, Sulieman, Rehak, Cleveland, Shihab
The Outer World – Coltrane, Sulieman

Auf „Late Date“ gibt’s keine Soli, auf „Oasis“, dem einzigen Outtake auf CD2, gibt’s ein kurzes Trompetensolo, kann das aber niemandem zuschreiben, könnte wohl jeder der vier sein…

Coltrane glänzt und sticht ganz deutlich heraus – wenn er mal loslegt, ist kein Halten mehr! Da wünscht man sich dann erst recht einen etwas weniger behäbigen Herrn an den Traps, aber was soll’s… die Sätze und Shout Choruses begleitet Blakey toll! Herausragend übrigens auch Rehak in seinem einen Solo, und Walter Bishop klingt super, beinahe nach Monk! Shihab spielt ein cremiges Lead-Alt, wunderbar, in der grossen Tradition der Big Bands. Seine beiden Feature-Stücke sind toll! Von den Trompetern gefallen mir wohl die beiden Soli von Sulieman am besten, aber Copeland ist auch toll!
Die Quintett-Stücke sind einerseits der funky Blues „Tippin'“, der problemlos auf ein Messengers-Album gepasst hätte, sowie Coltranes schönes Stück „Pristine“. Diese Session kommt der Vorstellung von Coltrane mit Horace Silvers Jazz Messengers (siehe oben) wohl am nächsten. Nicht schlecht, aber bestimmt nicht essential.

Viel habe ich hier nicht zu ergänzen… schön, Sulieman und Copeland, die beiden Lieblingstrompeter von Monk in den 40ern und 50ern zu hören, ebenso den verhinderten Monk-Trompeter Hardman. Das Album gefällt mir recht gut – im Zusammenhang von Coltranes Musik ist es natürlich wirklich kein grosser Lichtblick, aber es macht einfach Spass, eine so tolle Big Band zu hören, egal ob am Ende alle Details passen oder nicht (letzteres ist hier eher der Fall).

Bethlehem recorded Art Blakey and a big band, with John Coltrane, Donald Byrd, Frank Rehak, Wendell Marshall, Walter Bishop, Melba Liston, and Al Cohn. Blakey is working out a schedule for his upcoming overseas tour with the Messengers, including Donald Byrd.

~ Down Beat, February 6, 1958, p.8 (Quelle / 2011-05-01)

Diese Tour ist anscheinend nicht zustande gekommen, stattdessen suchte Blakey im Frühjahr einen neuen Saxophonisten (anscheinend trat McLean wieder an Griffins Platz, hatte aber keine cabaret card) und fand ihn in Benny Golson, dem ersten richtigen musical director seiner Messengers.

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Das Jahr 1958 war für die Messengers kein gutes, Blakey selbst hat allerdings an einigen Blue Note Sessions (von Jimmy Smith, Kenny Burrell und Tina Brooks), den Aufnahmen zu Cannonball Adderleys „Somethin‘ Else“ sowie einem Gil Evans Pacific Jazz-Album mitgewirkt.

Hier gibt’s ein Zitat von Benny Golson (zu Doug Ramsey), aber ohne Beleg:

I said, ‚Art, you’re a great man. This pay is nothing for you. It makes me sad,‘ And he looked at me with his sad beautiful cow eyes and said, ‚Can you help me ?‘ And I can’t believe what came out of my mouth, this young upstart who hadn’t been in New York too long. I said, ‚Yes, if you’ll do exactly what I tell you.‘ How dared I ? But he went for it. He said ‚What should I do ? And I said, ‚Get a new band.‘

Die Messengers spielten in verschiedenen Line-Ups: Bill Hardman, Benny Golson, John Houston, Spanky DeBrest; Hardman, Golson, Bobby Timmons, George Tucker… und im Oktober begann dann ein neues Kapitel, als Blakey am 30. mit den neuen Messengers (Lee Morgan, Golson, Timmons, Jymie Merritt) das Blue Note-Album „Moanin'“ einspielte. Am 2. November entstand zudem die „Drums Around the Corner“ Session und eine Woche später „Holiday for Skins“. Im November/Dezember folgte dann auch die Europa-Tournee (während der in Paris Live-Aufnahmen sowie der Film-Soundtrack für „Des femmes disparaissent“ entstanden). Doch dazu mehr in den nächsten Posts.

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