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Wenzel@HC
warum reibst Du Dich eigentlich so an der öffentlichen Rezeption von LML ? So lang sie Dein Herz erfreut, ist doch alles gut.
Eh klar. Aber deine Frage geht insofern fehl, als ich ganz allgemein die Arbeit der Presse kritisch betrachte – keinesfalls nur bezüglich der „Rezeption von LML“. Das, was mich am meisten stört, ist die Weigerung, sich als privilegierter Akteur zu begreifen, wenn man für ein bundesweites (auch darüber hinausgehendes) Publikum, das nach Millionen zählt, die Arbeit Anderer bewertet (insofern hinkt natürlich auch die implizite Gleichsetzung, die latho zwischen den Nürnberger Nachrichten und SPIEGEL Online vorgenommen hat, ganz gewaltig). Wenn dazu noch eine fest verankerte dünkelhafte Herablassung tritt, stört mich das um so mehr. Es gibt ja keine Möglichkeit, mit einem solchen Großmedium in eine Auseinandersetzung zu treten, wenn man nicht selber dazu ein Großmedium zur Verfügung hat. Vor einigen Wochen habe ich in einem anderen Thread mal die Frage gestellt, wie eigentlich das Standing der Kommentarspalten in den großen Online-Portalen ist; die Antwort war im wesentlichen, dass es auf das jeweilige Medium ankomme. Ich habe in den vergangenen Jahren den Eindruck erhalten, dass die Kommentarspalten der Orkus sind, in den der Meinungsabfall des rasenden Lesepöbels kommt, und kürzlich wurde wie als Bestätigung dessen auf einer Pressetagung von verschiedenen Zeitungsverlagen gemeinsam beschlossen, künftig Online-Leserkommentare genauso wie Leserbriefe zu behandeln, sie also nur nach aktiver Freischaltung durch Redakteure zu publizieren. Damit haben die Verlage die Kontrolle über den öffentlichen Meinungsaustausch – zumindest in quantitativer Hinsicht – nahezu vollständig wiedererlangt, indem sie wieder als klassische Gatekeeper fungieren. Und so ist mein Ärger natürlich auch Ausdruck von Ohnmacht und Frust, insofern es mir schwer fällt, ein derart krasses Ungleichgewicht von Meinungsmacht einfach stoisch hinzunehmen.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=