Re: Jazz-Glossen

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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FefWie auch immer. – Wir wissen, dass Freeman ein Meister war, weil es bedeutende Insider-Musiker gab, die das weitergesagt haben. Der Musikjournalismus hat diese Botschaft zu seinen Lebzeiten nicht weitergereicht und damit versagt.

Doch, es gab sehr wohl Artikel über Freeman. Aber es ist eben auch so, dass ein Musiker der jahrzehntelang keine Platten aufnimmt und nicht auf Tour geht, kein geeigneter Gegenstand für Berichterstattung ist. Es sei denn man schreibt für die Tribune oder für die Sun-Times. „Local Jazz Musician could have been a contender“. Als er wieder spielte, gab es ja auch wieder Berichte.

Aber ohne nennenswertes Musikgeschäft läuft eben auch der Journalismus nicht. – Nun, woher stammt die Botschaft, die Davis-Fusion wäre „großartig“? Keineswegs von bedeutenden Insider-Musikern (die reagierten vielmehr äußerst kritisch; siehe Betty Carter), sondern von Musikjournalisten!

Das ist totaler Unsinn, schließlich spielten viele der besten Jazzer der damaligen Zeit mit Miles und führten dann seine Vision in ihren eigenen Bands weiter. Manche, wie Herbie Hancock, bis heute. Und es gibt auch genug Jazzer und Jazzfans, für die Fusion eine besondere Bedeutung hat bzw. ein wichtiger Einfluss war. Völlig vergessen sind hingegen die unsäglichen Soul-Jazz-bzw. Electronica-Experimente vieler großer Jazz-Künstler in den 70ern und 80ern.

Ich finde an deiner Argumentation sowieso problematisch, dass du immer in Anatgonismen denkst. Du versiehst Personen oder Gruppen mit dem Attribut „gut“ oder „schlecht“ und teilst die Welt so ein. Das mag dir irgendwie helfen, die Welt sinnvoll zu interpretieren, aber auf mich wirkt das reichlich bizarr.

Aber deshalb braucht man diese Rückeroberung des jugendlichen Publikums nicht gleich als Höhepunkt der Jazz-Geschichte verehren.

Wer macht das denn? Ich kenne niemanden.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.