Re: Jazz-Glossen

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monoton

Registriert seit: 07.02.2010

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Ich kenne die Fehde hier nicht, merke aber, dass es auch um Art und Weise geht. Wie gesagt, ich kenne keine Details (will sie auch nicht nachlesen). Emotional bin ich natürlich immer bei Vorgarten, aber…

gypsy tail wind … Miles‘ elektrische Musik ist und bleibt Anfang und Ende des sogenannten „Jazz-Rock“, es gab ein paar Off-Shoots, die kurze Zeit auch auf diesen Höhen sich bewegten (die frühen Lifetime, die frühen Mahavishnu, die frühen Weather Report, Herbie Hancock mit seinem Mwandishi Sextet und den ersten beiden Headhunters-Alben, in seinen seltenen lichten Momenten vielleicht noch Chick Corea … und die kamen alle aus Miles‘ Orbit), aber Anknüpfen, den „Fusion“, wie er dann hiess, weiterentwickeln, das gelang doch fast keinem (am ehesten vielleicht Weather Report, die wenigstens über fünf, sechs Jahre spannende Musik machten, nur Hancock war ähnlich lange gut drauf, mit Williams, Mahavishnu und anderen ging es viel schneller bergab, andere kamen gar nie richtig auf Touren (Larry Young, auch wenn da interessante Ansätze vorhanden waren und die Musik mit Vergnügen gehört werden kann).

ich teile die Ansicht, dass Jazz/Rock, Fusion nicht deswegen nicht weiterverfolgt wurde, weil Davis irgendwann ausgelaugt (und später tot) war, sondern weil die Ergebnisse an Gruseligkeit und „Geschmäckle“ kaum zu überbieten waren. Die oben aufgeführte Aufzählung (des von mir geschätzten Gypsies) jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Klar gibt es auch immer wieder Lichtblicke (In A Silent Way / Jack Johnson etc.).
Aber die Behauptung, dass dies kein „richtiger“, tiefgründiger Zweig der Jazz-Geschichte war, kann ich mehr als nachvollziehen. Es ging mMn hauptsächlich darum, der rock-affinen Masse gerecht zu werden und Ruhm (und Umsatz) zu erzielen. Davis biedert sich in den 80ern in gleicher Weise dem HipHop an, mit ähnlichem Ergebnis. Wie gesagt, ich will Davis keinesfalls schlecht reden, ich bin immer wieder bemüht (heute mehr als früher), mich in den 70er Davis hineinzuversetzen, erkenne auch Ideen und Qualitäten an, aber dem Vergleich zu den 50ern und 60ern wird Davis (trotz eines gelungenen „Silent Way“s und eines überschätzten „Bitches Brew“s) in den 70ern niemals gerecht.

(Tut mir leid, dass ich mich kaum auf Diskussionen einlasse. Zeit und Muße fehlen mitunter)

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