Re: Jazz-Glossen

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gypsy-tail-wind
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FefEin Jazz-Publizist (Wolf Kampmann) schrieb im Jahr 2010: „Die Jazzszene in Amerika läuft, ohne dass sie noch auf den europäischen Markt angewiesen ist. Wir hören noch einen Dave Sanborn oder die neue Platte von Joe Lovano und denken dann, das sei der amerikanische Jazz. Doch bekommen wir nur mehr einen winzigen Ausschnitt mit. Es entstehen in Amerika neue Szenen, von denen wir keine Vorstellung haben, weil es keine Agenturen, keine Promoter, keine Labels gibt, die sie hierher bringen. Folglich gibt es auch keine Medien, die das abbilden, oder bestenfalls ganz vereinzelt, weil bestimmte Journalisten sich mal etwas mehr bemühen. […] Wir übersehen von hier [in Europa] aus nicht nur nicht, was nachwächst, sondern auch, was die mittlere Schicht der Musiker der Neunziger so treibt. […] Die Kommunikation ist abgeschnitten und dadurch entsteht das Gefühl: Jaja, nur die europäischen Musiker entwickeln sich weiter.“

Was willst Du damit sagen? Du bist doch derjenige, der immer als erstes alles abschmetterte, was ich auch aus solchen Szenen nannte, wenn es um die Frage ging, wer denn heute noch guten Jazz macht?

Die zitierten Aussagen sind allerdings auch reichlich verschwurbelt – wer ist z.B. „die mittlere Schicht der Musiker der Neunziger“?

Ich weiss ja nicht, wie das in Deutschland genau ist, wahrgenommen wird, aber hier in der Schweiz findet nach meinem Empfinden nicht die geringste Einigelung statt (der dieser Herr Kampmann obgleich er sie abzulehnen vorgibt, ja irgendwie auch resignierend recht zu geben scheint).

Überhaupt: das Resignierende, auch in einigen Deiner Aussagen, ist es, was mich immer wieder zum Widerspruch anregt – aber das nützt ja selten was. Hat jemand aufgegeben, braucht es sehr viel, um ihn aus der oftmals bequemen Position wieder herauszulocken.

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