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Was hältst Du denn von den ganzen Sachen aus Chicago? Mitchell, Bowie das Art Ensemble, Leo Smith, Braxton, Threadgill, El’Zabar, Dawkins etc. etc.? Da gibt’s auch noch eine ganze Nummer noch aktiver Leute, die nicht mal alle so alt sind (Nicole Mitchell kommt mir z.B. grad in den Sinn, oder an den Rändern auch Matana Roberts). Die können jedenfalls – schöne Formulierung! – verdammt gut tanzen!
Den grossen Unterschied diesbezüglich zwischen Coleman, Lehman oder Iyer höre ich da eher nicht, für mich bleibt Colemans Musik ähnlich kühl, bei allem Groove. Ich glaube, Lehmans „Travail, Transformation and Flow“ finde ich aus dieser mir insgesamt nicht sehr vertrauten Ecke das tollste Album.
Aber mich zieht es dann eben sehr viel stärker zu Threadgill, wenn diese Abschweifung erlaubt ist.
Was Du zum Markt, den ganzen Verkaufskonzepten und Business-Plänen sagst, nehme ich in Bezug auf den Mainstream schon auch so ähnlich wahr, ganz so radikal fällt aber mein Urteil nicht aus.
Zudem orientiere ich mich eben als Konzertgänger an den Nischen, die ziemlich frei von solchen Dingen sind, gehe zu Oliver Lake oder Christian Weber, zu Gebhard Ullmann oder Michael Moore, zu Irene Schweizer oder Craig Taborn – wenn sich die Gelegenheiten denn ergeben. Da läuft meiner Ansicht nach sehr viel, und die Qualitätsfrage muss man da nun wirklich nicht stellen. Tanzen können die meisten von ihnen auch (Du magst finden, einige vielleicht etwas arthritisch, aber so ist das Leben).
Was ich nicht verstehe, ist Dein Rundumschlag, der ALLES zu beinhalten scheint (Steve Coleman bleibt die Ausnahme), egal ob’s in der neusten Werbemail von Jazzecho genannnt oder im randständigen Club gespielt wird. Da scheint mir eine Rage dahinterzustecken, die mir fremd ist – und die, verzeih, mich die Augen reiben lässt, wenn ich lese, dass Du Dein Radioprogramm gerne erweitern willst … das Angebot ist so reich, es geht doch darum, das zu finden, was einem gefällt und ich frage mich, ob Du überhaupt suchst oder nur abwatscht, daher meine Irritation.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba