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Dass man nicht diskutieren kann, weil ich mich bei Sclavis vertippt habe, das ist aber wohl nicht Dein Ernst. Natürlich haben sie alle „ihren Platz“, wie Red Beans sagte, – aber wir sind uns einig: weit, weit unterhalb von Newk’s Time. Und es gibt tausend Musiker auf der Welt, die auch „ihren Platz“ haben, die wir aber nicht kennen, weil sie eben auf der großen Linie unbedeutend sind und weil sie uns zufälligerweise nicht von der heimischen Szene eingeredet werden. Mich ärgert speziell das Niveau, auf dem man verarscht. Da spielt einer mit hundertausendmal kopiertem Miles-Davis-Sound, naja, nicht ganz, ein bisschen nach Lester Bowie klingt es auch und halt manchmal ein bisschen „free“. Aber das ganze hat einen lahmen, klangfarben-betonten, romantischen Touch. Dann verkauft man das als die polnische Seele. Mit so einem nationalistischen Kitsch kommen sie einem daher. Man stelle sich vor, einer kommt aus Oklahoma und weil er nicht gerade der neue Killer auf der Trompete ist (was er nie war und jetzt schon gar nicht ist, weil er ein alter Mann ist), wird damit geworben, dass er die Seele von Oklahoma mit irgendwelchen schönen Seen und Bergen ausdrücke.
Ich hab jahrelang Jazzzeitungen gekauft, obwohl ich längst kaum etwas Interessantes mehr darin gefunden habe. Ich wollte zumindest mitkriegen, was so läuft. Vor einem halben Jahr habe ich es aufgegeben. Ich habe jahrelang wöchentlich nachgeschaut, was es im TV an Jazz gibt. Ich finde nur mehr Käse und hab es weitgehend aufgegeben nachzuschauen. Ich krieg immer wieder per Mail von JazzThing News aus dem Jazz-Bereich: Entweder es wird ein deutscher Anfänger mit einem Preis geehrt oder es ist einer gestorben. Ich komm mir schon blöd vor, wenn ich diese Mails aufmache. Ich hab mir bis jetzt jährlich die Darmstädter Beiträge zu Jazzforschung gekauft und zuletzt eben diese Aussage von Broecking über den Stuart-Nicholson-Hype gelesen: Was ich in den letzten Büchern an Interessantem finde, dreht sich um diese Dinge, die mich ärgern. Mir tut das nicht gut.
Irgendwie ist es bereits peinlich, Jazz-Fan zu sein. Mit all diesen Bestrebungen, den heimischen Jazz-Markt zu födern, haben sie die ganze Sache komplett hinuntergewirtschaftet. Wenn irgendwann einmal ein bisschen ein Gestritt um den Jazz los geht, dann jubelt man, dass Jazz endlich wieder ein Thema ist. Aber es geht wieder allein um die Interessen der heimischen Szene. Man kann das alles nur ignorieren, Newk’s Time (stellvertretend für alles, was echt scharfe Jazz-Qualität hat) auflegen und durch …
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