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Dass man kein Jazz ist, das ist eine alte Sache… fanden ja Mingus und Kirk auch schon, Ellington wohl ebenfalls. Darauf würd ich auch nicht so einfach reinfallen. Natürlich hat Zorn auch recht damit – es braucht irgendwelche Organisationsformen, Infrastruktur, und die nutzt man halt, wo es geht.
Übrigens fand ich den Vergleich mit dem Rembrandt-Kopisten köstlich, wollte aber nicht schon wieder in die Anti-Wynton-Bresche hauen und hab mich daher nicht geäussert dazu.
Der Unterschied ist doch der, dass gewisse Leute versuchen, innerhalb eines Idioms eine eigene Stimme zu finden. Da wird’s spannend, da werden Bezüge und Referenzen sichtbar und verständlich, aber es wird zugleich etwas Neues, Eigenes zum Leben erweckt. Das muss nun wirklich nicht grad ein neuer Stil sein und darf sich gern auch auf die ja wie erwähnt schon längst in die Jahre gekommene „Avantgarde“ beziehen… was aus der Chicagoer Ecke so kommt, von Von Freeman und Kahil El’Zabar, von Ernest Dawkins und Nicole Mitchell bis hin zu Matana Roberts (dem erfreulichsten Hype seit ich hier im Forum bin!) – da läuft was, da wird gewerkelt, nicht Revolution gemacht… aber da ist auch immer was spannendes dabei.
Und noch was: Um im Leben weiterzukommen, muss man manchmal die Wohlfühlzone verlassen. Ich verlange natürlich nicht, dass jeder das im Hinblick auf die Kunst (die Musik, den Film, die Literatur) auch dauernd tut – aber wenn man sich nur das zu Gemüte führt, was „gut tut“, dann verpasst man sehr vieles. Bon, kann man sagen, dann ist das halt so… mein Punkt ist: manchmal ist die sperrigste Musik von Cecil Taylor eben der grösste Genuss, „tut gut“ wie das kaum etwas anderes kann. Bis man dahin kommt, mag Zeit vergehen, man mag auf halbem Weg entnervt aufgeben… und wie gesagt, ich hab auch kein Problem, wenn man das ganze nur als Weltflucht oder Seelenbalsam betrachten will. Bloss will ich auch nicht, dass jemand von mir verlangt, meine eigene Haltung dahingehend anzupassen (nicht dass Fef oder sonstwer hier das tun würde!)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba