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Ich find Deine Argumente nicht schlecht. Ich halte auch viel davon, sich in etwas einzuhören. Und Marsalis sagt übrigens auch solche Sachen – in einer recht geschickten Art: Die Kunst kommt nicht zu dir, du musst zur Kunst gehen, oder so ähnlich. – Du hast Recht: Marsalis Musik ist auch nicht besonders volkstümlich. Ich glaub sogar, die Qualität von so genanntem „traditionellen“ Jazz zu checken, ist schwieriger als etwas Schräges gut zu finden. Sich für Peter Brötzmann zu begeistern, das können Heavy-Metal-Fans auch, aber was Parker gespielt hat, das kriegen wir alle nicht richtig mit.
Warum SOLL der Groschen bei Steve Lacy oder Cecil Taylor überhaupt fallen? Vielleicht ist es einfach große Kunst, die einem nicht gut tut, Punkt. Für mich fühlen sich gute Melodie-Linien, groovende Rhythmen, lässige Bewegung in einer cleveren Musik einfach so gut an, dass etwas schon extrem interessant klingen muss, damit ich ein wenig darauf verzichten mag. Aus meiner Warte find ich es besser, man versucht, sich in dieser Richtung weiterzuentwickeln, damit man mehr davon mitkriegt, sich besser konzentrieren, die Abläufe besser erfassen kann.
Dass Marsalis von Zorns Musik wohl nicht begeistert ist, liegt meines Erachtens daran, dass Zorn (nach seinen eigenen Worten) eigentlich keinen Jazz spielt. Er sagte über seine Band: „Vielleicht kommt Uri ein bisschen mehr aus dem Jazzlager und Fred Frith ein bisschen mehr aus dem Rocklager. Jeder hat verschiedene Wurzeln. Ich habe mich immer mehr als klassischer Musiker verstanden. Aber die Musik, die daraus entstand, ist keine klassische Musik, sie ist kein Jazz und kein Rock. Es ist neue Musik. Aber wo wurde sie verhandelt? In Jazzmagazinen. Und weil diese Musik fast immer ein Element von Improvisation enthielt, hieß es: Okay, wir schreiben die Rezension, wir machen dieses Interview mit Fred Frith oder John Zorn. Auch wenn es da eigentlich nicht hingehört. Das hat ein großes Missverständnis über unsere Musik entstehen lassen. Die Leute haben die Musik an Jazzparametern gemessen. Ich spiele beim Marciac Jazz Festival, weil ich nirgends sonst spielen kann.“ (JazzThing)
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