Re: Jazz-Glossen

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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FefZum Vergleich mit einem Rembrandt-Nachpinsler: Marsalis ist kein Nachpinsler, sondern einer, der traditionelle Künste (die andere entwickelt haben) beherrscht und bewahrt. Man kann das gut finden oder nicht. Aber was machen denn die allermeisten anderen? Wenn ein bisschen alte europäische Volks- oder Konzertmusik mit Jazz-Elementen vermischt wird und einer das Ganze noch ein wenig mit „Free“-Elementen „aufbricht“, dann wird das als besonders innovativ verkauft. Oder diese nordischen Klänge und diese langweiligen Computer-Loops! Das ist doch alles zum Vergessen. Und von dieser fast ein halbes Jahrhundert alten „Avantgarde“: Was ist denn da noch spannend? Diese ganze Progressiv/Konservativ-Diskussion hat sich meines Erachtens schon längst relativiert. Es gibt schrägere Sachen und eingängigere und was davon besser sein soll, lässt sich doch nicht generell sagen, oder?

schau: es gibt eine handvoll Künstler im Jazz der Gegenwart, die mich interessieren, nicht weil ich sie für die überaus Bedeutenden Fackelträger einer wichtigen Bewegung halte, sondern weil ich mir ihr Zeug gerne anhöre, einfach so, nicht weil es progressiv ist.. da gehört Marsalis nicht zu, aber da gehören tausende andere auch nicht dazu… mein Problem mit Marsalis ist einfach nur, dass er seine Musik sehr sehr sehr weit über Wert verkauft…

Ich denke, wir haben dieses Moderne-Kunst-Denken von der Schule mitbekommen: Wenn Kunst schwer erträglich ist oder einem absurd vorkommt, dann muss das große Kunst sein. Zum Beispiel dieses Lied von der „Änderung der Hörgewohnheiten“ – furchtbar.

abgelehnt, was mich betrifft; ich hab nicht viel gelernt in der Schule; und ich weiß, dass es (zB) im Jazz Künstler gibt, die sich einem nicht direkt ganz erschließen, aber bei denen ich fast sicher weiß, dass mir ihre Sachen irgendwann immer besser gefallen werden, wenn ich mir die Zeit nehme, sie konzentriert zu hören, mit John Patton und Andrew Hill und einigen anderen so schon erlebt, bei Steve Lacy oder Cecil Taylor bin ich mir sicher, der Groschen wird irgendwann fallen (bei den Rolling Stones auch, übrigens), empfind ich eher als beruhigend, und als vollkommen legitim… und mir kann auch keiner erzählen, dass die besseren Marsalis Alben so „volkstümlich“ sind, dass die einfach jedem beim ersten Hören gefallen müssen…

John Zorn (!) sagte: „Vieles von dem, was Wynton anpackt, ist großartig. Dieses Solo auf Citizen Tain – hast du das mal gehört? That’s fucking smokin’! Der kann sich den Arsch abspielen.“ – Das ist doch schon mal was! Wer kann so etwas schon?

find mal ein ähnliches Zitat von Marsalis über Zorn! warum gibt es das wohl nicht…

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