Re: Stereolab, ou: The Groop

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Wie ich bereits erwähnte, haben Stereolab zwischen 1992 und 2008 nicht nur 10 reguläre Alben veröffentlicht, sondern auch jede Menge Singles, EPs und Compilation-Beiträge, deren Aufnahmen oft nicht auf den Alben enthalten sind. Vieles davon ist in kleinen Auflagen ausschließlich auf Vinyl erschienen und heute bei Vinyl-Sammlern hoch begehrt – selbstverständlich zu entsprechenden Preisen. Für den normal begüterten Sterblichen haben Stereolab aber all diese verstreuten Aufnahmen auf einer ganzen Reihe von Compilations versammelt, die es teils recht preiswert gibt. Ich kenne nicht alle diese Platten, habe aber vor einigen Tagen u.a. die 3-fach LP ALUMINUM TUNES (sic! ALUMINUM mit nur einem I!) erworben. Darauf sind Aufnahmen von 1995 bis 1997 (+ eine einzige von 1994) versammelt. (Ist auch als Doppel-CD erhältlich.) Die Platte erschien nach DOTS & LOOPS und gehört gewissermaßen chronologisch hier an diese Stelle.

Hört man die eine oder andere Compi von Stereolab, fragt man sich, was bei The Groop eigentlich den Ausschlag gegeben hat, welches Stück regulär auf einer LP erscheint und welches Stück irgendwo als B-Seite auf einer obskuren Single oder sonst wo landet. Vieles auf ALUMINUM TUNES ist allererste Güte, manches finde ich großartig und besonders begeistert mich AT, wenn ich dort Stücke höre, die noch mehr als von The Groop gewohnt, das vertraute Fahrwasser des Popsongs verlassen, Songformate sprengen und mit Klang und Rhythmus experimentieren.

HOW TO PLAY YOUR INTERNAL ORGANS klingt wie eine Mischung aus Filmmusik und Gute-Nacht-Lied mit einem Text der nur aus „lalalala“ besteht, SPACE MOMENTS klingt mit seinen monoton schwebenden Streichern so, wie es heißt, IRON MAN ist ein perkussives Instrumental, THE LONG HAIR OF DEATH steckt irgendwo zwischen frühen Kraftwerk und Suicide, SPEEDY CAR bleibt mir in seiner polyrhythmischen Schichtung unbegreiflich, klingt irgendwie so, als würde man zwei verschiedene Stücke gleichzeitig spielen, ULAN BATOR ist ein unheimliches Notturno auf nur einem einzigen (?) Orgelakkord, GET CARTER ist ein toller, understateter Funk usw. usf. ONE NOTE SAMBA war mal ein Compi-Beitrag für ein A.C.JOBIM-Tribut, für den Stereolab mit dem Jazz-Flötisten Herbie Mann (!) zusammenarbeiteten. Von Rechts wegen hätte das der Sommerhit von 1996 sein müssen! An anderer Stelle wird Sun Ra zitiert und was weiß ich, was sich auf AT sonst noch so an Perlen, Kabinettstückchen und andern Überraschungen verbirgt. Manches ist auch nur einfach guter Durchschnitt, aber das fällt bei der Fülle des Materials nicht weiter ins Gewicht. Eine Wundertüte.

Unbedingt zu empfehlen!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)