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Som jag är (1970)
1970 hatte Agnetha einen großen Hit in Schweden: „Om tårar vore guld“, ein Song über eine zerbrochene Ehe, der offenbar einen Nerv beim Publikum traf (und ihr Image als Herzschmerz-Königin förderte). Agnetha: „I got so many letters after [that song]. It was mostly older ladies who wrote, ‚This could have been written about me. This is exactly how it feels.'“ und, nach einem Auftritt: „It’s amazing. Each time I sing it, people start kissing. Wherever I looked tonight people were kissing.“. (*) Der Erfolg dieses Liedes war für Agnetha eine Bestätigung als Songwriterin und überzeugende Interpretin. Dennoch enthält das dritte Album neben diesem Hit nur eine weitere Eigenkomposition und einige Textbeiträge Agnethas. Eine weitere wichtige Entwicklung in 1970 war, daß die vier zukünftigen ABBA-Mitglieder als Gruppe zusammenfanden und begannen, zusammen zu musizieren und schließlich unter dem Namen Festfolk aufzutreten – eine Art musikalisches Varieté, mit dem sie allerdings keinen großen Erfolg hatten. Auf „Som jag är“ wirkt Björn Ulvaeus als Co-Produzent (**) mit und ist auf einem Track im Duett mit Agnetha zu hören (wohl das einzige Duett, daß die beiden jemals aufgenommen haben).
Auf dem Album befindet sich eine bunte, fast durchweg hörenswerte Mischung aus Balladen, flotteren Popsongs, Dramatik und entspannten, von akustischer Gitarre geprägten Momenten, die so auf den beiden Vorgänger-Alben noch nicht zu hören waren. Gleich der Opener „Som ett eko“ gehört zu den besten Tracks des Albums, die ersten Takte erzeugen eine geheimnisvolle Stimmung, die einen direkt in den Bann zieht, allerdings dadurch etwas zuviel verspricht. Es handelt sich um eine Adaption eines italienischen Liedes (Nicola di Bari – Vagabondo). Auch die Version von Mireille Mathieus „La première étoile“ ist ziemlich großartig. Leider konnte ich trotz bekannter Songwriter-Credits nicht die Originale zu allen Cover-Versionen ermitteln, was besonders im Falle des tollen „När jag var fem“ ärgerlich ist. Zu Agnethas beiden Songwriting-Beiträgen: Der Hit „Om tårar vore guld“ ist über jeden Zweifel erhaben. Auch „Jag skall göra allt“ ist sehr schön; man könnte hier zwar bemängeln, daß die häufige Wiederholung des Refrains unötig sei und die schlagerhafte Anmutung des Liedes noch verstärke, aber das ändert nichts daran, daß es durch eine sehr schöne Melodie und Agnethas ernsthaften Vortrag überzeugt. Eine deutschsprachige Version erschien 1972 unter dem Titel „Tausend Wunder“ als B-Seite der „Geh mit Gott“-Single (s.o.). Der schwächste, aber nicht unhörbare Track auf dem Album ist das Duett mit Björn. Gesamtwertung ***1/2 oder ****.
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(*) Zitate, wie auch viele weitere hier angegebene Sach-Informationen, aus C.M. Palm: Bright Lights, Dark Shadows.
(**) Zusammen mit Little Gerhard, Agnethas „Entdecker“ und Produzent ihrer ersten beiden LPs.
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