Re: Ducal Sounds – Edward Kennedy "Duke" Ellington

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gypsy-tail-wind
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FriedrichWenn ich alle meine Duke Ellington-CDs nebeneinander lege, könnte ich auch auf etwa einen halben Meter kommen. ;-)

Ellington ist sicherlich der Spitzenreiter hier … grad nachgeschaut: über 250 Tonträger (Ellington macht damit 3.3% meiner Jazzsammlung aus – das dürfte mit Abstand die Spitzenposition sein), fast alle davon CDs, nur wenige LPs (letztere sind nur eine Handvoll und meist Dinge, die ich auch auf CD habe). Das entspricht durchaus dem Rang der Musik! Und ich habe noch diverse Lücken und Dinge auf der Einkaufsliste, z.B. die meisten Vols. der grossartigen Treasury Shows. Einige Lücken können mit Kopien gefüllt werden, die 250+ enthalten auch ein billiges 40CD-Set, das ich zum Stopfen einiger Lücken angeschafft habe (Sessions, die nicht in den OKeh, GRP/Brunswick, RCA/Centennial bzw. den Mosaic/Coumbia Sets zu finden sind, weil sie für andere Label entstanden. Ich habe mir auch mal die Diskographie von depanorama.net ausgedruckt und mit einer Ringbindung versehen lassen, für den leichteren Überblick … weitere Lücken wurden mit Kopien gestopft, die ich natürlich gerne durch Originale ersetzen würde, was aber in manchen Fällen beinah unmöglich (oder halt ziemlich teuer) ist. Anyway, ich bin immer wieder begeistert von Ellingtons Musik, es gibt schlicht nichts Vergleichbares!

Jetzt läuft Vol. 40 der Chrono-Reihe (von denen habe ich 18 Stück, aber einige könnte ich wohl gelegentlich aussortieren, seitdem die Big Band Box von Mosaic da ist, die klanglich eh deutlich besser ist) – diese hier ist die letzte, die ich habe, es folgten noch 1952, 1952/52, 1953 und 1953 Vol. 2 (komplette Liste):

Danach:

Zu dem Zeitpunkt war Johnny Hodges bereits weg, mit seiner eigenen Band unterwegs (inkl. Al Sears, dessen „Castle Rock“, das unter Hodges‘ Namen erschien sein einziger Hit bleiben sollte, er machte sich danach selbständig, aber es gelang ihm nicht, unter eigenem Namen auch so eine erfolgreiche Single herauszuhauen). Ellington holte sich zunächst Britt Woodman in die Posaunen-Section, dann folgte the great James robbery: aus der Band von Harry James warb Ellington erfolgreich Willie Smith (as), Juan Tizol (vtb) und Louie Bellson (d) ab – Tizol wurde zu einem langjährigen Gefährten (inkl. Messerstecherei mit Mingus). Bellson war eine perfekte Ablösung für Greer (der war wie es scheint 1950 schon ausgebrannt, weshalb Butch Ballard mit auf Tour ging, Ballard spielte in den Jahren immer wieder mit Ellington, aber Bellson war eine Zeit lang der feste Nachfolger Greers) – im Gegensatz zu anderen virtuosen Swing-Drummern wie Buddy Rich oder Gene Krupa war Bellson ein Drummer, der stets auch Musiker war, der gestaltete und mit Klangfarben arbeitete – und natürlich stand er seinen Kollegen in Sachen Swing nicht nach.

Willie Smith war nach dem Ende der Lunceford-Band seinen festen Job los – neben Benny Carter und Hodges zweifellos der feinste Altsaxophonist der Swing-Ära. Einen würdigeren Ersatz für Hodges hätte es nicht gegeben (allerdings ist die Vorstellung von Carter in Ellingtons Band auch sehr reizvoll, doch war Carter schon länger als Bandleader unterwegs). Smith blieb – wie Bellson – leider nicht sehr lange, ich glaube er kehrte sogar zu Harry James zurück.

Ansonsten war die Band ziemlich stabil, Cat Anderson für Killian zurück, Baker, Nance, Brown, Jackson, Procope, Hamilton, Carney, Marshall immer noch dabei, Gonsalves bereits als toller Solist etabliert („Please Be Kind“, „Controversial Suite – II. Later“). Bloss die hinteren Ränge der Trompetensection wechselten wie üblich ein wenig. Nelson Williams ist im August noch da, im Dezember spielt Francis Williams und mit Dick Vance und Clark Terry sind gleich zwei dabei, die Cat Anderson ersetzen (wobei der natürlich unersetzlich war). Der Schwachpunkt der Zeit waren wohl die Sängerinnen – seit dem Abgang von Kay Davis und Al Hibbler sah es diesbezüglich weniger gut aus, aber 1951 nehmen die Nummern mit Gesang auch markant ab, es gibt berate zwei mit einem Lloyd Oldham auf der obigen CD. Für Mercer enstanden Aufnahmen mit Chubby Kemp und Sara Forde (die ist eher besser als Kemp), von denen es ansonsten keine Aufnahmen zu geben scheint, noch 1949 neben Davis taucht auch eine Lu Elliott auf, 1950 dann (Hibbler war noch dabei) auch die schon erwähnte Yvonne Lanauze, die auf „Masterpieces“ zu hören ist, bei einem Radio-Broadcast ist anscheinend auch Thelma Carpenter dabei … das alte Problem, entweder machten sie sich selbständig, hatten kein Interesse, fest in der Band zu singen, heirateten oder was weiss ich. Doch mit Ivie Anderson, Betty Roché, Joya Sherrill und Kay Davis hatte Ellington im Verlauf der Jahre doch ein paar feine Sängerinnen dabei – und es sollte noch eine Begegnung mit einer weiteren tollen Sängerin folgen – Alice Babs. Nicht zu vergessen die tollen Aufnahmen mit Louis Armstrong, die sich hier im Vergleich aufdrängen, denn Lloyd Oldham versucht sich an „Azalea“, das bei Armstrong zum Meisterwerk werden sollte. Aber wie immer: die Aufnahmen stecken voller wunderbarer Momente, Kompositionen, Arrangements, Soli – und ganz ehrlich: wenn Willie Smith loslegt, vermisse ich Hodges eigentlich nicht – natürlich im Wissen darum, dass er zurückkehren sollte .. aber Smith hätte sehr gern etwas länger bleiben dürften, die letzte Aufnahme mit ihm ist das Konzert aus Seattle vom März 1952, das auf RCA erschienen ist. Danach folgte kurz Hilton Jefferson (zu hören auf Uptown, auch Betty Roché taucht da mit ihrer Paradenummer „Take the ‚A‘-Train“ nochmal kurz auf), auf den Capitol-Sessions, von 1953-55 entstanden (zu denen will ich dann morgen) spielt Rick Henderson und der ist in der Tat ziemlich unscheinbar.

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