Re: Russische Literatur

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canzione

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Die Dämonen

„Die Dämonen“ ist unter Dostojewskis Romanen am heftigsten umstritten: er wurde sowohl als „grobes Pamphlet“ wie als „eines der größten Werke der Weltliteratur“ beurteilt. Das hängt natürlich in erster Linie mit der politischen Ideologie der Kritiker zusammen; schlicht gesagt, mit deren Einstellung zur russischen Revolution.

Die vordergründige Thematik ist klar. Es geht um die sogenannten Nihilisten, d.h. um den radikalen Flügel der progressiven Intelligenz, von den linken Liberalen bis zu den Anarchisten aus der Schule Bakunin. Außerdem umfaßt der Dämonen-Begriff auch die Einflüsse der westlich bürgerlich-kapitalistischen Zivilisation, die Dostojewski gerade damals besonders heftig kritisierte und die er jetzt immer mehr dem Atheismus gleichzusetzen begann. Dies ist insofern von Bedeutung, als er zu dieser Zeit (etwa seit 1868) intensiv den Plan des großen Atheismusromans – „Leben eines großen Sünders“ – überlegte; „Die Dämonen“ können geradezu als ein Versuch verstanden werden, die bisherigen Teilbetrachtungen zu diesem Thema vorläufig zusammenzufassen.

Den unmittelbaren Anlaß gab ein Kriminalfall, der als „Netschajew-Prozeß“ weit über Rußland hinaus Aufsehen erregte. Seréj Netschájew, ein Fanatiker der radikalsten Richtung, hatte in Moskau eine revolutionäre Studentengruppe organisiert, die er mit despotischer Energie und Rücksichtslosigkeit leitete, angeblich als Vertreter eines geheimen, allwissenden und allmächtigen „revolutionären Zentrums“ (das in Wirklichkeit natürlich gar nicht existierte). Als dann ein Mitglied der Gruppe, der Student Iwanow, an den Behauptungen des Führers zu zweifeln und den absoluten Gehorsam zu verweigern begann, wurde er im November 1869 auf Netschajews Befehl ermordet. Bald darauf begannen russische und ausländische Zeitungen über diesen Mord und den anschließenden Prozeß zu berichten, meist in sensationeller Aufmachung, mit vielen Übertreibungen und phantastischen Zutaten. Dostojewski erhielt außerdem Informationen von seinem Schwager, der als Moskauer Student den ermordeten Iwanow persönlich gekannt hatte. Im Februar 1870 wird bereits der erste Plan für den neuen Roman entworfen.

Abschließendes Urteil:

Der Kompromiß zwischen Pamphlet und philosophischem Roman macht sich an der Erzählhandlung bemerkbar. Sie ist an sich sehr geschickt aufgebaut. Auf den ersten Blick mag sie allzu verworren erscheinen, und sie zeigt besonders starke Einflüsse der Boulevardliteratur. Dostojewski ist jedoch mit diesem komplizierten Material gut fertiggeworden und hat mit großem Können eine Ereigniskette aufgebaut, die von Anfang an mit logischer Folgerichtigkeit zum Femenmord an Schatow führt. Allerdings ist die Abenteuerlichkeit etwas zu dick aufgetragen. Es gibt gar zu viele Verzweigungen, Überraschungen, geheimnisvolle Andeutungen, äußere Effekte aller Art, und zum Schluß eine solche Anhäufung von Katastrophen, daß es dem Leser nicht leicht fällt, sich in diesem Trümmerhaufen zurechtzufinden; stellenweise könnte man schon von unfreiwilliger Komik sprechen.

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