Re: Russische Literatur

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patriktroll

Registriert seit: 08.09.2005

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Das in doppeltem Sinne komischste Buch eines Russen, das mir bekannt ist (und es sind zugegebenermaßen nicht schrecklich viele), ist Die Reise nach Petuschki (auch: Moskau-Petuschki) des Vollzeitalkoholikers Wenedikt Jerofejew (1938-1990, Todesursache: Kehlkopfkrebs), 1969 im luziden Wahn niedergeschrieben und erst bzw. zuerst 1973 in einer israelischen (!) Zeitschrift erschienen. Ich kann das Buch ausnahmslos jedem empfehlen. Alleine die Widmung Jerofejews lohnt den Kauf: „Wadim Tichonow, seinem geliebten Erstgeborenen, widmet der Autor diese tragischen Seiten“. Ein Satz, der in gewissen Kreisen gerne und zur seelischen Erbauung aller im Raume Anwesender zitiert wird. Einzelne Stellen der Erlebnisse des sich langsam ins Delirium trinkenden Protagonisten auf seiner Fahrt mit dem Vorortzug von Moskau nach Petuschki herauszupicken, ist mir nicht möglich – das ganze Poem (so J.s Bezeichnung) ist ein einziger Höhepunkt. Jährliches Wiederlesen zur Weihnachtszeit macht Freude! Die passendsten Worte, quasi das Fazit zu diesem literarischen Festschmaus stehle ich mir von Paul Wittgenstein, der es in „Wittgensteins Neffe“, dem Bändlein von Selbstmitleids-Kaiser Thomas Bernhard so formuliert (ohne wissen zu können, daß er dabei den Kern dieses nachgerade gigantomanischen und mittlerweile zurecht weltberühmten Petuschki-Werkes trifft): „grotesk, grotesk“.

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I will hold the tea bag.