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Anonym
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Werde sie wohl nicht mehr verstehen, diese Identifizierungsmaschine: Ich kann durchaus eine Interpretation Gielens schätzen, ohne jedes Wort in einem Interview – darum ging es hier – für Gold halten zu müssen. Identifikationen sind immer ein bisschen zu rasend schnell; wenn Du, satiee, # 2 liest, ohne bloß auf Stichwörter reagieren zu wollen, na ja, dann liest Du, dass mir die Sache grundsätzlich – mein persönliches Statement, wie katharsis sagte – nicht unsympathisch ist, aber in den Einzelheiten kann man schon diskutieren. Mir, auch das persönlich gemeint, gehen die vorhersehbaren Äußerungen von „großen Männern“ manchmal allerdings auf den Nerv, es geht nämlich auch anders, auch im Alter. Ich sehe auch keinen Grund, „aus der Ferne“ des Musikhörers mich zum Anwalt der realen Leute machen zu wollen, die die Musik da vorne abarbeiten.
Was den Henscheid betrifft – ich glaube nicht, dass der so einfach aus dem Stehgreif zu widerlegen ist. (Mich hat Henscheids Attacke beim ersten Lesen selbst gewundert, aber warum soll man Irritationen nicht einmal folgen?) Man kann zu dem Henscheid stehen, wie man will, und ob man seinen manieristischen Sprachwillen schätzen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber, was er da sagt zur Fortsetzung des KZ-Aufsehers durch Beethoven’s Schlusssatz, wäre immerhin einmal zu bedenken (auch, ob das passend für einen Adorno-Freund sei – nein, ich sage jetzt nichts weiter zu den Untiefen des Interviews), und der Henscheid hat nun einmal diese andere Fackel darüber gehalten und dann darf er sich aufregen. Cage dagegen ist ja nun wirklich nur sprachlicher Seeblick. Was soll denn das?
Dass Gielen einfache Fragen verborgen bleiben – warum soll er „Gott“ dafür loben? Da würde ja nun ich Gielen in Schutz nehmen wollen … Ich finde katharsis‘ Nachfrage allzu berechtigt, ob das Alter die Kritik verbiete? Gielen hat sich – das war sein Leben – öffentlich geäußert mit seinen Interpretationen und nun auch einmal wieder mit einem winzigen Interview, das ihn selbst hoffentlich nicht weiter interessiert hat. So weit, aus einem kleinen Gespräch Schlüsse auf die Interpretationen zu ziehen, wird es hier gewiss nicht kommen, solange Kultur nicht mit Eis verwechselt wird (# 6). Diese Aufregung also verstehe ich einstweilen nicht – wozu sich persönlich angegriffen fühlen?
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