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Die Jazzabteilung Univesal Deutschland ist doch noch nicht ganz tot, ein paar Nerven zucken noch, wie es scheint … und wie redbeans gerade erwähnt hat, sind soeben die ersten paar CDs einer neuen Reihe erschienen, in der Sachen von Universal-eigenen Labeln (Verve, Mercury, Limelight, Argo, Philips) mit Sachen von vertriebenen Labeln (aus dem Hause Concord, genauer Prestige und Riverside) vereint werden.
Die schon erschienen CDs sind hier zu sehen:
http://www.jazzecho.de/jazzplus/alle-folgen/
Und die angekündigten hier:
http://www.jazzecho.de/musik/vorschau/
Die Diskussion aus dem anderen Thread:
redbeansandricegrad meinen Post verloren, daher kürzer, hatten wir schon die neue reissue Serie von Universal (ob Deutschland, weiss ich nicht) besprochen (Jazzplus, Katalog, Vorschau), sieht auf den ersten Blick zumindest interessant aus (auch wenn das meiste, wenn nicht alles wohl schonmal draussen war…)
gypsy tail windDanke, hatte ich noch nicht gesehen (die Jazzecho-Newsletter der letzten Monate waren so langweilig, dass ich mir angewohnt habe, sie ungeöffnet zu löschen). Hodges kenne ich nur von Freshsound oder Lonehill, die Brookmeyer sieht zwar nach Hochglanz-Pop aus, aber wer weiss … der Mix aus Universal (Verve, EmArcy) und Fantasy (Prestige, Riverside) ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Auswahl grösstenteils etwas eigenartig – aber man sollte die Hoffnung also noch nicht endgültig aufgeben. Auf den Twofern von Tormé und Krupa ist wohl jeweils die Hälfte neu für mich, Winding ebenfalls (aber wenn Brookmeyer schon verdächtig aussieht, ist Winding wohl eh zu vergessen, ich hab die Jazz Club oder wie diese Billigreihe heisst, CD, und die ist voller 60s Pop, da höre ich dann wohl lieber mal wieder Bert Kaempfert, der konnte das besser).
redbeansandriceich denk, ich werd die Roland Kirk kaufen, vielleicht die Jimmy Smith, vermutlich die Gene Ammons Lücken füllen (ist aber alles nicht neu, natürlich), die Shirley Horn ist auch wichtig, oder? die Johnny Hammond Smith kann ich sehr empfehlen (wenn man Orgel mag…), und die Turning Point/Free von Benny Golson (aber die kennt gypsy natürlich…)
gypsy tail windNun, an der Musik der schon (teils öfter) dagewesenen CDs gibt es nichts auszusetzen (Getz, Peterson, Brown, Hammond Smith, Jimmy Smith, Anita O’Day, George Russell, Stitt/Ammons, Soul Summit, Jazztet, Golson, Dizzy, Mulligan, Ammons … alles gute bis hervorragende Sachen). Ich merke gerade, dass der Timmons-Twofer für mich auch neu ist – immerhin.
Horn – nein, wichtig ist das wohl eher nicht, besonders gut auch nicht, aber auch nicht schlecht. Sie durfte nicht selber Klavierspielen, das ganze ist etwas überproduziert und geglättet – aber nicht schlecht. Wer an Horn interessiert ist, will es gewiss haben (und soll es auch haben), wer nur an wenigen Alben von Jazz-Sängerinnen Interesse hat, dem sei eher zu späteren Aufnahmen geraten.
tejazzDie Ammons/Stitt-Scheiben finde ich gut. Habe ich allerdings als LPs, wie auch einige andere davon. Die Benny Golson- und die Shirley Horn-CDs könnten was für mich sein. Ich habe nichts von Shirley Horn und irgendwann kann man ja anfangen …
Brookmeyer’s BOSSA NOVA-CD geht, ich habe beide als LP und sie waren besser als erwartet. Eine Platte mit größerer Besetzung, eigentlich eine Lalo Schifrin-LP, und die andere mit Gary McFarland, Jim Hall und Jimmy Raney plus Perkussionisten. Letztere fand ich überraschenderweise interessanter als die Schifrin-Scheibe.Nach der Antwort von gypsy höre ich bei Frau Horn erst mal rein. Danke!
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gypsy tail windIch würde bei Horn zu einem der diversen herausragenden späten Alben greifen, etwa ihrem Miles Tribute oder „You Won’t Forget Me“ … oder zum tollen Streicheralbum „Here’s to Life“. („The Main Ingredient“ hat ein paar Stargäste, Elvin Jones und Joe Henderson, der von Buck Hill, einem Homeboy von Horn, in ziemliche Bedrängnis gebracht wird, wie ich finde … sieht auf dem Papier etwas besser aus, als es ist, zum Einstieg würde ich es eher nicht empfehlen.)
Für mich war die grösste Einführung in ihre Musik ein Live-Konzert, an dem sie auch noch selber am Piano sass (die weissen Handschuhe zog sie erst nach zwei oder drei Stücken aus), obwohl sie sich schon im Rollstuhl heranfahren liess. Grossartige Erinnerung. Sie ist die Meisterin der langsamen Tempi – und sie swingt auch da noch wie die Hölle!
Um noch etwas mehr ins Detail zu gehen:
zu Link 1:
Ella – wohl eher nein (kenne beide Alben noch nicht)
Kirk – Ja, klar, aber die VEE-CD von „Domino“ enthielt einige tolle Bonustracks!
Stitt/Ammons – hellyeah!
Bill Evans – ja doch
Peterson – das Bonusalbum ist besser als das vielgelobte „Night Train“, bei dem wiederum die VEE-CD einiges an Bonusmaterial enthielt
Hodges – nunja … wohl nicht sonderlich essential, nicht mal für Hodges-Liebhaber
Brookmeyer – vermutlich Kitsch mit Sosse, könnte dennoch hübsch sein, ich will’s gelegentlich mal antesten
Getz – das Bonusalbum ist fantastisch und im CD-Zeitalter viel zu stiefmütterlich behandelt worden … ich hab inzwischen eine japanische LP, wunderbar!
Hawkins! Eldridge! Hodges! Hawkins! Alive! At Village Gate – Nunja … das erste Album gab’s bei Verve, erweitert um diverse Quartett-Tracks, das zweite ist rarer, die alte CD-Ausgabe enthielt aber wiederum zwei weitere Tracks – hier wäre definitiv eine Doppel-CD angesagt gewesen, zumal die Musik toll ist, mich nervt die Rappenspalter-Twofer-Mentalität hier für einmal sehr, ging mir schon bei einigen Impulse 2-on-1-Reissues so … wenn man eh schon keine Original-Alben wiederauflegt (Twofer, hallo!?), dann kann man doch das Bonusmaterial auch draufpacken, zumal wenn es sich so sehr lohnt wie hier oder bei Aylers „Love Cry“!
Quincy Jones – muss wohl nicht sein, man sollte sich hier wohl eher die Mosaic-Box holen und das reicht dann auch schon (fast, das Live-Bootleg-
Set von Domino ist eine perfekte Ergänzung) in Sachen Q.
Dave Pike – hübsch, aber unwichtig
Mel Tormé – Swings Shubert Alley ist grossartig, das andere kenne ich noch nicht, will ich haben
Soul Summit – ja, doch, aber erst nach ca. zwanzig oder fünfundzwanzig anderen Ammons-Alben
Russell – oh ja, unbedingt!
Ray Brown – kann man gut hören, ja, erst recht als Adderley-Fan!
zu Link 2:
Max Greger – essentiell, gehört in jeden gutsortierten Plattenschrank :lol:
O’Day – hm, da hätte man wenigstens ein halbes Dutzend andere Alben bevorzugen sollen, das hier sind ihre letzten und mit Abstand schwächsten Verve-Alben (es gab siebzehn oder so, man hätte die Wahl gehabt zwischen einigen grossartigen Sachen und vielem sehr gutem) – überproduziert von Creed Taylor, der für O’Day die falsche Wahl war.
JOS – Bashin‘ ist eins seiner allerbesten, Hobo Flats weniger toll (und soweit ich sehe komplett im Mosaic-Set von Oliver Nelson enthalten und auch schon einzeln als Teil der Verve Originals aufgelegt)
Hammond Smith – ja! Gab’s genau in der Form schon als Twofer
Krupa – da kenne ich nur die Drum Battle (gab’s in der Verve By Request Serie auf CD), Burnin‘ Beat ist der Sequel zu „Krupa and Rich“, sieht vom Line-Up her etwas weniger toll aus (http://en.wikipedia.org/wiki/Burnin’_Beat), auf „Drum Battle“ ist allerdings Willie Smith im Krupa-Trio (mit Hank Jones) zu hören!
Clark Terry – ein okayes und ein eher überflüssiges Album
Jazztet – aber ja! Nur „Here and Now“ lag mal in der Verve Elite Edition auf CD vor (mit zwei Bonustracks, Single-Mixes glaub ich), das zweite, bessere Album, habe ich mir zuerst für ca. 40 Franken (50 DMark waren das damals wohl etwa) als Japan-LP gekauft … später dann die Mosaic Box (die VEE und die Japan-LP habe ich aber beide noch, v.a. die LP gebe ich nicht so leicht her!)
Charlie Byrd – kenne ich nicht, hat mich über „Jazz Samba“ hinaus nie gepackt.
Dizzy – gab’s, gibt’s im Mosaic-Set, das Riviera-Album auch schon in der Verve Originals-Reihe – nicht erste Wahl unter Dizzys Philips-Alben, würde ich sagen, aber auch nicht schlecht.
Kai Winding – siehe Brookmeyer (aber auch hier lasse ich mich gerne überraschen)
Timmons – kenne ich nicht, kaufe ich wohl
Mullligan – aber ja, unbedingt! Wer die Mosaic-Box der CJB verpasst hat, sollte die Chance nutzen (überhaupt jede, an deren Musik zu kommen).
Ammons – ein Reissue des Twofers, der früher „The Gene Ammons Story: Gentle Jug“ hiess, schöne Aufnahmen, nicht essentiell (typische Moodsville-Kost)
Shirley Horn – s.o. in den den zitierten Posts
Benny Golson – aber ja! Zwei hervorragende Alben! „Free“ gab’s in einer typischen Orrin-Keepnews-Produktion mit zwei Dritteln von „Take a Number form 1 to 10“ schon in den 90ern mal auf einer CD (ich glaub sie hiess auch „Free“), beide Alben sind auch im Farmer/Golson-Jazztet-Mosaic.
Peterson – West Side Story kenne ich noch nicht, Porgy & Bess muss nicht unbedingt sein … gab’s natürlich alles schon längst auf CD, aber die Verve-Ausgabe von „Porgy & Bess“ aus den 90ern ist vergriffen
Das Schema bei Universal scheint zu sein: lass uns mal wieder einen neue Reihe ankünden und wenn alle Releases der ersten Welle draussen sind, stellen wir sie auch gleich wieder ein…
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