Re: Jazz Reissues

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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monotonLetztlich erwischst Du mich hier auf dem falschen Fuß. Ich überlege seit ca. 1 Stunde was ich Dir hier antworten könnte. Eine Hancock Liste kann ich nicht aufstellen. Ich habe nur ca. 7 Alben aus unterschiedlichsten Phasen. D.h. es ist weder representativ, noch werde ich ihm gerecht. Als ich vorhin nach Hancock suchte, fiel mir eine noch eingeschweißte „Speak like a child“ in die Hände. Aufgerissen und eingeschmissen stelle ich während Lied 4 das gehörte ab. Nett, aber belanglos. Damit möchte ich mich heute einfach nicht weiter befassen. Grundsätzlich geht es mir mit Hancock wohl ohnehin so. Mir hat das zu wenig Brüche und, hmm, Seele. Mit 70er Jazz Fusion (respektive „Head Hunters“) kann man mich ohnehin jagen (selbst manchem 70er Werk von Miles Davis kann ich nur in ganz bestimmten Stimmungen folgen). Mein zuletzt (innerhalb des letzten Jahres) erworbenes Hancock Album „Crossings“ habe ich auch nicht bis zur B Seite geschafft.
„Hear O Israel“ spricht mich im Gegensatz zum mir bekannten restlichen Schaffen Hancocks auf anderer Ebene an. Mit den Gebeten habe ich keine Probleme. Für mich sind das Texte, deren Inhalt ich nicht mit jeder Phase unterschreiben muß. Solange Toleranz gefördert und nicht zu (heiligen) Kriegen aufgefordert wird, empfinde ich Religionen als mögliche moralische Hilfe für zwischenmenschliches Miteinander. Ich muß das nicht teilen, wenn es anderen aber Trost und Stütze bietet, warum nicht?

Das Mystische des musikalischen Moments. Sich im Hier und Jetzt, im Rhythmus, im Instrument verlieren, spricht mich an. Wenn jemand dazu einen Lord, Buddha oder whatever benötigt. Mich störts nicht.

(Gerade läuft noch „Maiden Voyage“. Schon sehr nett.)

„Speak like a child“ kenne ich selbst nicht, aber sie gilt als recht ähnlich zu „Hear O Israel“. Das kann ich aber nicht beurteilen. Hancock ist für mich auch schwer zu greifen. Ich würde ihn nie als Lieblingspianisten nennen, aber jedesmal wenn ich ihn höre (pre-Weather Report), dann gefällt er mir sehr gut. Als Meilensteine dürfen aber „Maiden Voyage“ und „Empyrean Isles“ auch bei mir gelten. Von daher würde ich Dir „Maiden Voyage“ für mehrere Hördurchgänge empfehlen, wobei es unheimlich viel Spaß macht, mal Tony Williams, mal Hancock, usw. zu fokussieren.
„Hear O Israel“ hat mich auch intuitiv angesprochen, das lässt sich schwer beschreiben. Die Musik ist, trotz der eigentlich gecasteten Band sehr eindrücklich und verbindet sich mit den Gebeten (auf die ich nicht im Wortlaut höre) zu einer sehr interessanten und beseelten Melange.
Aber ich wollte sie schon längst mal wieder hören, da ich mich an die Soli nicht mehr erinnern kann.

Und Religion sehe ich ähnlich. Positiv, wenn sie den Menschen Halt und Sinn gibt, negativ, wenn sie dazu führt, die Gleichheit der Menschen zu missachten.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III