Re: Jazz Reissues

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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gypsy tail windKahn thematisiert das ja alles ein wenig.

Creed Taylor hat das Label wohl entworfen und es gab während Thieles Zeit schon eine Art Linie, in der eben ein Ausgleich zwischen „altem“ und „neuem“ Jazz gesucht wurde. ABC scheint ja ein sehr konservatives Label gewesen zu sein und man musste die „new thing“ Sachen wohl etwas abfedern… allerdings habe ich nie den Eindruck, dass die Hines oder Ellingtonn-Scheiben Alibi-Alben wären – die sind genauso vorsichtig geplant und umgesetzt.
Abgesehen von Tyner konnten die jungen Wilden erst ab ca. 1965 von Coltrane profitieren, Sanders erst nach dem Tod, Rashied Ali scheint hingegen sehr unwirsch abgeschoben worden zu sein (aber er war wohl auch nicht der einfachste Zeitgenosse).
Irgendwie schon alles recht seltsam… erst recht als dann (so ab 1966 glaub ich) auch noch die Suche nach Kalifornischen Hippie-Acts losging (Thiele wollte auch Janis Joplin holen) und dann stattdessen die Alben von Gary McFarland, Gabor Szabo, Tom Scott etc folgten. Weitere Alben (John Lee Hooker etwa) blieben Einzelfälle, die’s auch immer mal wieder gab, zwischendurch.

Hab mir das Buch jetzt mal bestellt, muss das mal in Ruhe lesen, das von der Bibliothek muss ich bald zurückgeben und hab eh nicht viel Zeit dazu im Moment.

Ich fand‘ das Buch ganz nett zu lesen, in letzter Konsequenz aber doch etwas substanzlos. Zumal der Schwerpunkt wirklich auf Coltranes Prominenz liegt und viele andere Aufnahmen, die mich mehr interessiert hätten, nur sporadisch bedacht wurden. Trotzdem ist es interessant zu lesen.
Ich meinte im übrigen nicht, dass Impulse weniger sorgfältig mit anderen Aufnahmen umging. Die Sorgfalt und das Durchdachte merkt man bei jeder Aufnahme, ob das jetzt Coltrane, Shepp, Evans, Nelson oder Hines gewesen seien. Klar ist auch, dass Taylor und Thiele sehr nach dem persönlichen Geschmack vorgegangen sind. Das macht das Label auf der einen Seite so interessant, weil es wie der persönliche Plattenschrank des Produzenten wirkt (wenn man das Bild verstehen kann?). Auf der anderen Seite kommen so viele unterschiedliche Musiker zusammen, die alle unterschiedliche Ansätze haben, so dass die Stringenz nicht immer klar ist, so wie bspw. bei Blue Note. Das macht natürlich nichts aus, mir fällt das nur immer wieder für mich persönlich auf.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III