Re: Jazz Reissues

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gypsy-tail-wind
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Ich hole das mal hier rüber…

tejazzIch finde es recht schwierig, sich durch die CD-reissues hindurch zu wühlen. Zu viele Anbieter, die sich auf Aufnahmen mit abgelaufenen Rechten stürzen. Da kann man dann auch bei etablierten Labels danebenliegen, zumal die ja dann bei „Neuentdeckungen“ wirklich das Ursprungslabel sind. Oft hilft dann nur noch eine Diskographie.
Ich habe mal, in welchem Forum auch immer, über die Jim Hall/Bill Evans-CD UNDERCURRENT ein wenig gelesen. Da hieß es auch immer, es wäre eine Blue Note-CD.
Und es wird nicht leichter. Bei SATURN habe ich vor einigen Wochen ein Label aus Großbritannien (?) entdeckt, daß sich auf „4 LPs auf 2 CDs“ spezialisiert hat. Da werden munter alte Prestige oder Capitol-LPs zusammengestellt, mitunter sind die originalen cover zu erkennen, manchmal sind die aber auch etwas verfremdet oder evtl. von Länderausgaben oder EPs/10‘-LPs kopiert (LPs von Doxy-Music).
Keine Ahnung, ob die CDs/LPs etwas taugen oder ob das booklet informativ genug ist. Auf jeden Fall kann das für Verwirrung sorgen. Man muß dann tiefer in die Labelkunde einsteigen. Und das kostet wieder Zeit.

redbeansandricediese 4in1 CDs sind schon ziemliche Machwerke, ich glaub das fing mit den „Quadromania“ CD-Sets an, meistens schlecht dokumentiert, Originalartwork nur noch irgendwie versteckt, oder aus einem sonderbaren Winkel sichtbar etc… sieht aus, als würden im Moment die Spanier (Lonehill, Fresh Sound) etc, durch britische Firmen verdrängt, keine gute Entwicklung, denn bei Lonehill spezialisierte man sich zumindest teilweise noch auf Alben, die jahrelang vergriffen waren, zum Teil nie auf CD erschienen, in neuerer Zeit auch Live-Bootlegs – jedenfalls Zeug, das nicht einfach im Original erhältlich war; bei diesen neuen Sets sind die Zielgruppe offenbar Leute, die lieber drei Alben in fimschig für 10 Euro Kaufen, statt 7 Euro für ein einzelnes Album (bei dem Tantiemen gezahlt werden etc.) auszugeben – ich teile zwar nicht den Hass auf Billigheimerei, den andere hier pflegen, aber an dem Punkt wird es auch mir zu bunt… zumal man, wenn man Liner Notes, Covers etc nicht braucht, mit downloads und streams tendentiell günstigere Alternativen zur Verfügung hat…

Die Avid 2CD-Sets aus UK verbessern sich aber langsam, dünkt mich… zumindest insofern man das vom Layout ablesen kann (ich denke man kann, das hat sich bei Fresh Sound und Lone Hill über die Jahre auch massiv verbessert).

Übel sind diese 3on2 oder 4on2 Reissues (z.B. von Herbie Mann oder Sonny Clark hab ich welche gesehen), die aus England kommen. Zudem hab ich zwei spottbillige 8on4 Boxen gesehen, die eine von Oscar Peterson (Songbooks, die von anderen unwesentlich vorsichtigeren Labels in den letzten Jahren schon zu haben waren, weiss aber nicht ob die Kessel/Brown oder Brown/Thigpen Versionen) und eine von Dave Brubeck.

Diese Billig-Reissues sind tatsächlich ein Fluch!
Bei Quadromania find ich viele der älterem Jazz gewidmeten allerdings als ersten Einstieg nicht ungeeignet (Pee Wee Russell, Teddy Wilson, Clarence Williams etc). Da werden wenigstens Labels bestohlen, die sich auch schon im Copyright-freien Raum bewegen.

Was mir aber ganz besonders aufstösst ist, dass der Einzelhandel komplett ahnungslos oder aber indifferent ist… bei vielen Alben, die’s durchaus noch von den Rechts-Inhabern gäbe (oder in den letzten Jahren gegeben hat, vor der Markt endgültig einbrach), stehen hier nur die abgekupferten Versionen herum und kosten teilweise sogar noch mehr als die „Originale“!

Das stösst mir immer wieder sauer auf und ist auch mit ein Grund, weshalb mir das Verschwinden der lokalen Musikläden mittlerweile fast komplett egal ist. Das einzige was schade ist, ist dass damit (abgesehen von youtube und amazon-samples) die Möglichkeit des Probehörens auch wegfällt. Aber MP3 kann man im Laden ja eh nur schwierig Probehören…

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