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Ich mag Rufus Wainwright am wenigsten, wenn er sich selbst am Klavier begleitet. Er hat ein großartiges Talent für komplexe, vielschichtige Instrumentierung und opernhaften Pomp. Alle seine letzten Alben waren solche opulenten Werke und mit „Release The Stars“ hat er einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Als ich gelesen habe, dass er mit „All Days Are Nights: Songs For Lulu“ ein völlig minimalistisches Album vorlegen würde, war ich nicht eben begeistert. Auch das erste Durchhören hat mich nicht überzeugt. Aber dieses Album braucht ein bisschen Zeit. Je öfter ich es höre und je mehr ich auf die Texte achte, desto mehr verliere ich mich in der düsteren Stimmung, die er hier aufbaut und die zweifellos mit der schweren Krankheit und dem Tod seiner Mutter zu tun hat, zu der er immer ein sehr enges Verhältnis hatte (in „Martha“ hat er diese Zeit am ausdrücklichsten verarbeitet). Auch die Shakespeare-Sonette sind gar nicht so artifiziell, wie man erstmal annehmen könnte. Besonders „When Most I Wink“ ist fantastisch vertont und erzeugt eine Atmosphäre, die an barocke Gesangsstücke von Dowland und Purcell erinnert.
Und ganz besonders hervorheben möchte ich „Les feux d’artifice t’appellent“, die Schlussarie aus seiner Oper „Primadonna“, die dermaßen sparsam und durchdacht instrumentiert ist, dass man beim Hören den Atem anhält und sich wie der Beobachter des Feuerwerks fühlt, der durch die nächtlichen Straßen läuft.
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