Re: Avantgarde: Trompete

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redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

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clasjazIch weiß nicht, wie oft ich auf Ajemians Site die drei Stücke gehört habe, weiß aber, dass ich irgendwelche drei Stücke aus „New York Days“ nicht so oft mit mir behelligt hätte. Wolltest Du mich aufs Glatteis führen? „The Art of Dying“ ist musikalisch für mich Welten von der Selbstrotation auf „New York Days“ entfernt. Mit ein bisschen Übersetzungskunst (Tempo runter, Kopf nach hinten legen) ist man da („Dying“) doch bei dem Guiffre-Bley-Swallow Trio? Es hat auch etwas Kindliches, ich blas einen Ton, du bläst einen Ton, dann ich, dann du usw., aber das Schlagzeug hält es doch herrlich zusammen und treibt an. Nun im Ernst: wie kommst Du auf Rava in New York zwecks Vergleich?

sorry für das chaos:

weiß nicht mehr wie ich drauf kam, aber eine Assoziationskette/Gründe das parallel zu hören wären wie folgt: wir hatten ja neulich diese Diskussion in Sachen: der Mainstream Jazz der Gegenwart bezieht sich nur auf einen kleinen Teil des enorm reichen Jazz der sechziger Jahre… Coltrane, meist in der von Michael Brecker codifizierten Version, Miles Davis, sind als Bezugspunkte überproportional wichtig im Vergleich etwa zur Musik von Andrew Hill an der die wenigsten anknüpfen… gypsy tail wind brachte da als lobenswerte Ausnahme Mark Turner, den Saxophonisten von New York Days… Thelonica und ich fanden, Mike Reed’s People Places and Things eine absolut lobenswerte Ausnahmeerscheinung in diesem Punkt, gypsy tail wind waren grad die Saxophonisten in jener Band (darunter Tim Haldeman – der Saxophonist von The Art of Dying) aber zu retro – ein Punkt, der mich irgendwie beschäftigt, und den ich noch immer nicht ganz nachvollziehen kann, klar, das ist nicht die Speerspitze der Jazz-Evolution – aber gibt es die überhaupt noch – ist es nicht mehr als genug, wenn Musiker die Tradition mal auf eine ganz andere Art verarbeiten – tun Haldeman und die anderen Musiker der New Austin High School Gang (Jason Adasciewicz, Josh Berman…) das?

[das waren so die letzten Posts im Chicago Sound Thread…]

die Musik hat, wie du richtig sagst, was kindliches – etwas kindliches, was man ja durchaus auch in der visuellen Präsentation von Berman, Haldeman… wiederfinden kann… (oder hier beim gemeinsamen Aufführen einer Anthony Braxton Komposition; Tourtagebuch) Kinder, die mit der Jazztradition spielen, sowas – gegen die vergleichsweise Ernsthaftigkeit von New York Days… dann wären da noch die Trompeter, Rava und Jaimie Branch, beide aus so einer diffusen Miles/Chet Tradition, bei der jüngeren Branch auch noch ein paar ältere Einflüsse mit drin…

leider geht ja lastfm seit ein paar Tagen nicht mehr, aber auf Ajemian’s homepage kann man drei Stücke des ALbums hören…

Darüberhinaus: wo ECM hier als enorm langlebig und das Blue Note der Gegenwart gefeiert wurde, der stille Hinweis, dass Delmark älter ist, und trotzdem immer noch ganz vorne dabei – heutzutage vielleicht weiter vorne…

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