Re: Avantgarde: Trompete

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gypsy-tail-wind
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Ich hab jetzt keine Zeit, ausführlich zu Shaw zu schreiben… aber ich bin natürlich nicht ganz mit allem einverstanden, sehe ihn schon ein wenig positiver, insgesamt!

„Two More Pieces“ ist eine super CD, das erste Album mit dem „Concert Ensemble“ an den Berliner Jazztagen ist auch toll!
Und mein momentaner Favorit ist wohl „Steppin‘ Stones“ – die CD ist super und prall gefüllt – es fehlt sogar ein Stück vom originalen Album, das ich glücklicherweise auch noch auf Vinyl habe.

Für den frühen Shaw ist natürlich Larry Youngs „Unity“ ein Klassiker (mit Joe Henderson und Elvin Jones), ebenso die MPS-Scheibe mit Nathan Davis (gab’s in den 90ern auf der Davis MPS/Motor Music Twofer-CD „Two Originals“, das andere Album ist mit Carmell Jones, am Piano sind Francy Boland bzw. Larry Young, wenn mich nicht alles täuscht – ja, Young ist da nur am Piano, keine Orgel auf der ganzen CD!)

Die beiden Elektras habe ich zwar rumliegen aber konnte mich noch nicht so recht anfreunden, die klingen irgendwie etwas kalt (ein Vorwurf, den man Shaw wohl insgesamt machen kann, aber ich glaub da sind meist eher die Ton-Ingenieure Schuld als Shaw, denn sein Ton ist eigentlich gerade in Balladen sehr warm).

Ein schönes Working-Band Album ist die Live-CD in der TCB „Swiss Radio Days“ Serie, mit dem Louis Hayes/Woody Shaw Quintet.

Und ein weiterer Klassiker und bestimmt auch ein guter Einstieg die Dexter Gordon Doppel-CD „Homecoming“, ein Live-Mitschnitt aus dem Village Vanguard, der Dexters triumphale Heimkehr aus dem europäischen Exil dokumentiert – eigentlich hört man da das Shaw/Hayes Quintett, einfach mit Gordon statt ihrem üblichen Saxophonist (Carter Jefferson, glaub ich? Oder nein, damals war’s René McLean…?).
Bei Muse gibt’s auch noch ein Album der Gruppe, das unter Hayes‘ Namen läuft und auf dem Slide Hampton zusätzlich dabei ist, das gefällt mir auch. (Auch bei 32 Jazz auf CD erschienen, wie Shaws gesamter Muse-Katalog.)

Generell würde ich beipflichten, dass die Muse-Zeit das Herzstück ist von Shaws Karriere. Und auch „Iron Men“, aber ebenso „Concert Ensemble…“, „The Moontrane“ und „Little Red’s Fantasy“ sind tolle Alben. Dann gab’s noch einen 32 Jazz Twofer („The Last of the Line“), auf dem einerseits das frühe Test-Album (u.a. mit Joe Henderson), andererseits noch ein tolles Muse-Album drauf sind – das wohl Coltrane/Tyner-lastigste aus Woodys Karriere.
Man auf den Muse-Alben Leute wie Joe Bonner, Ronnie Mathews (r.i.p. – er war der Pianist der Hayes/Shaw-Band), Frank Strozier etc.
Auf „Settin‘ Standards“ spielt Shaw Standards, im Quartett mit Cedar Walton – gefällt mir sehr.

Ja, jetzt ist’s doch länger geworden… noch ein Wort zu den Columbia-Studio-Alben: ich finde sie ziemlich gut, wenn auch ein wenig überproduziert, das stimmt schon. Aber das letzte, bei dem das Brass-Quintett (mit Steve Turre) zu hören ist, ist super! Auf der einen LP-Hälfte kommt Gary Bartz dazu (leider, muss man fast sagen, obgleich ich ihn durchaus mag – aber dadurch wird das ganze Klangbild natürlich viel weniger speziell).

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