Re: Avantgarde: Trompete

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nail75

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clasjazMeinst Du, nail, mit »fragmentarisch« womöglich genau das, was ich einfach als »reduziert« bezeichnet habe? Ich werde mir das noch einmal anhören – übrigens kursiert ja auch das Etikett des Minimalismus, und hier kann ich persönlich gerade nur anmerken, dass er mich als Stil noch gar nicht hat packen können, aber wenn er bloß die »Reduktion« der musikalischen Invention meint, wäre ich wohl einverstanden. Weniger fragmentarisch könnte vielleicht die »Thoughts« klingen, v. a. mit den ausladenden Mittelstücken (neben Dixon John Buckingham, Tuba; Laurence Cook, drums; Marco Eneidi, alto sax; Peter Kowald, William Parker, Mario Pavone – alle bass).
[…]
Die Trompete als Instrument erschließt sich mir übrigens noch nicht sehr lange; auch sollte ich nicht »erschließen« sagen, sondern erst einmal so etwas wie »gefallen« oder »ansprechen«. Neben Dixon würde ich da im Augenblick vor allem Woody Shaw nennen. Wie wäre denn Dixons »Ton« überhaupt einzuordnen innerhalb des Trompetenkosmos?

Ja, ich denke, dass wir dasselbe meinen. Ein Papyrus besteht ja in der Realität oft genug aus Fragmenten, das würde insofern passen. ;-)

Ich kann Dixon nur schlecht einordnen. Obwohl er mit Cecil Taylor und Archie Shepp gespielt hat, erinnert er mich weder an sie oder an Miles Davis noch an europäische „Minimalisten“ wie Enrico Rava oder Tomasz Stanko. Letztere habe ich erwähnt, um mein Problem mit seiner Musik zu verdeutlichen. Im Rahmen des atmosphärischem ECM-Jazz (um das jetzt mal so klischeehaft wie möglich auszudrücken) mag ich den Minimalismus gerne, er lässt der Musik viel Freiraum, um ihre Schönhheit zu entfalten. Im avantgardistischen Jazz mag ich die wilde Ekstase lieber, die mich mitreißt, und wenn ein Musiker so minimalistisch spielt wie Dixon, dann fühle ich mich schnell verloren, weil ich keinen Zusammenhang erkennen kann.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.