Re: 1984 – Top 30 Singles

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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AlbertoDieses Phänomen, dass es von jüngeren Musikern fast nur noch Zitatsammlungen gibt, hat Simon Reynolds in „Retromania“ schon angesprochen. (Leider kenne ich hierzu nur Interviews von ihm, aber nicht das Buch). Im Januar-ME, den sich wegen des Zugabe-Buches ausser mir vielleicht noch der ein oder andere zugelegt hat, schreibt jemand eine Erwiderung hierzu, die die These von Reynolds meiner Ansicht nach aber nur bestätigt.

Ich sehe es auch so, dass es nach den 80ern nur noch HipHop und Techno als neue musikbasierte Jugendbewegungen gegeben hat. Das meiste danach ist ein Sammelsurium aus Versatzstücken aus der Pop- und Rockhistorie, die unter rein ästhetischen Gesichtspunkten und ohne Rücksicht auf seinerzeitige gesellschaftspolitische Bedeutungen neu zusammengesetzt werden.

Jugendbewegungen gibt es natürlich weiterhin, nur spielt dort die Musik nicht mehr die entscheidende Rolle (man denke nur an die Ultra-Bewegung beim Fußball).

Das Reynolds Buch ist mir gar nicht bekannt gewesen. Danke für den Tipp. Es klingt spannend. „Rip it up“ habe ich von ihm mit Begeisterung gelesen. Ein hervorragender Musikjournalist mit viel Wissen.

Zum anderen Thema: Genau, früher war die Peer Group mit der entsprechenden Musik wichtig als Abgrenzung und Identifikationsfindung in der Jugendzeit. Die 80s waren voll mit diesen Gruppen. 90s hatten wir ja schon, wobei Techno so die größte Bewegung war (Love Parade und Underground). Nur was ist jetzt? Wo sieht man tanzende Jugendliche, die begeistert „ihre“ Musik hören? Ich sehe sie nicht. Ich sehe sie in ihre Handys etwas eintippen und mit dem I Phone die Facebook Meldungen abzurufen. Ständig bimmelt es irgendwo, weil wieder eine tolle Nachricht der Social Networks das I Phone erreicht. Das Gespräch wird unterbrochen. Der Boy Meets Girl Blick Kontakt entfällt 2012, weil gerade jemand deiner 400 Freunde auf die Pinnwand postet: „Ich geh jetzt frühstücken“.

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