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Die Neuzugänge einfach mal in Blau:
Fyfe Dangerfield – Fly Yellow Moon
Der Sänger der Guillemots mit einem tollen Soloalbum. Ob er es gerade jetzt herausbringt, weil das letzte, sehr schwache Album der Band in die Binsen gegangen ist, sei mal dahingestellt. Auf jedenfall liefert er ein sehr britisches, sehr balladeskes Album ab, das auch in den wenigen schnellen Momenten zu gefallen weiß. In der Limited Vinyl-Edition gibt es außerdem noch eine Bonus-CD mit 10 weiteren Tracks, die in ihrer Qualität dem Hauptalbum in fast nichts nachstehen. ****
Midlake – The Courage Of Others
Ein Album völlig aus der Zeit gefallen, ohne Zweifel (hör ich da an einer Stelle wirklich Panflöten?). Ein Album stark in den 70ern verhaftet und doch ein Album, das zu gefallen weiß. Ich mag die Instrumentierung ich mag (den teilweise mehrstimmigen) Gesang. Wenn man dem Album einen Vorwurf machen wollte, dann evtl. den, dass es ohne große Höhen und Tiefen relativ auf einem Level durchläuft, was Kritiker als gepflegte Langeweile bezwichnen könnten. Ich sehe es positiv und nenne es einen harmonischen Fluss ****
Tocotronic – Schall und Wahn
Der in besagtem Thread angesprochene Stock im Arsch, der seit „Pure Vernunft“ diagnostiziert bzw. mit älter/erwachsen geworden umformuliert wurde, erschließt sich mir nicht ganz. Nicht diskutieren brauchen wir darüber, dass schon ab K.O.O.K. ein Wandel bei Tocotronic eingesetzt hat, der mir mal besser (Pure Vernunft) mal weniger (Kapitulation) gefiel. Hier gefällt er mir wieder deutlich besser. Es ist nicht alles durchgehend auf höchstem Niveau, dafür mäandert mir der ein oder andre Track zu ziellos vor sich hin. Aber mit „Die Folter endet nie“ hat es schon jetzt einen dauerhaften Lieblingssong im Katalog der Band, die eher epischen Tracks sind auch toll, und die sogenannten Ausfälle „Oszillieren“ und „SdS“ haben mit ihrer ungewohnten Leichtigkeit auch etwas für sich ***1/2 – ****
Yeasayer – Odd Blood
Kannte die Band bisher gar nicht und war durch einige (unberechtigte) Animal Collective Verweise erstmal auf der Hut. Das Album zugelegt hab ich mir nur wegen des Yeasayer-Tracks „Tightrope“ auf der hiermit schwer empfohlenen Compilation „Dark Was The Night“ (dort zeigen z.B. auch The Decemberist mit einem wunderschönen Titel, dass es vielleicht noch Hoffnung auf ein Wiederfinden zu alter Stärke jenseits des Prog-Rock-Schmocks gibt). Und vom ersten Ton nimmt mich das Album gefangen. Dabei wandert die Band vom Fever Rayesken stimmlich down-gepitchten Einstiegs-Song, über perfekte Pop-Songs zu leicht angeschrägtem aber nie unter Verlust einer gewissen Catchyness. Sehr schön. ***1/2 – ****
Vampire Weekend – Contra
Gefällt mir deutlich besser als der Vorgänger. Die Songs wirken ausgereifter und produzierter und dadurch in meinen Ohren zwingender und poppiger. Dürfte der Fraktion, die das Ungeschliffene bevorzugt dann weniger gefallen. Und das mit Liedern wie „White Sky“ ganz klar Bezug genommen wird zu Paul Simon’s „Graceland“-Phase, in diesem Fall ja sogar stimmlich, steht für mich außer Frage. Aber damit rennen sie bei mir eh offene Türen ein ***1/2 – ****
Kettcar – Fliegende Bauten (live)
Ich war nie großer Fan von Livealben. Dieses hier wurde gekauft, da es sich um eine meiner deutschen Lieblingsbands handelt. Die Unplugged und auf Streicher umgestalteten Songs sind dabei manchmal nicht groß anders, manchmal können sie einem bekannten Song doch einen kleinen neuen Aspekt abgewinnen, im Großen und Ganzen bleibt die Tatsache, dass ich weiterhin kein großer Fan von Livealben bin. Liveatmosphäre lässt sich für mich einfach nicht in Konserve reproduzieren ***-***1/2
Danny & The Champions Of The World – Streets Of Our Time
Das Album beginnt ganz ganz großartig mit „Henry The Van“ kann mich dann über die restlichen 8 Lieder nie wieder so vollkommen für sich einnehmen. Dennoch sollten alle, die sich in den letzten Jahren ein wenig für The Felice Brothers, The Avett Brothers oder The Duke & The King begeistern konnten, mal ein Ohr riskieren. Könnte sich lohnen *** – ***1/2
Eels – End Times
Mr. E ist an einem Punkt angelangt, an dem er meiner Meinung nach auf nur noch durchschnittlicher Ebene versucht, frühere Großtaten zu wiederholen. Er ist dabei aber nur noch mäßig zwingend und erreicht mich auf emotionaler Ebene (und gerade dort funktionierte die Musik der Eels zeitweise perfekt) nur noch selten. Mit „Little Birds“, „A Line In The Dirt“ und „In My Younger Days“ gelingt es ihm dann aber doch ***
Tindersticks – Falling Down A Mountain
Schwächstes Album seit „Waiting For The Moon“ und mit diesem auch das schwächste im gesamten Katalog der Band. „The Hungry Saw“ hatte mich positiv überrascht, so ein starkes Album hatte ich nach dem stetigen Abbau der Band, und den noch schlimmeren Soloversuchen Staples‘, nicht mehr erwartet, aber das hier klingt wieder nach Übriggebliebenem und Instrumentalfüllern. Schade **1/2
These New Puritans – Hidden
Wer hier „normale“ Songschemata einer „Indieband“ erwartet, dürfte sicherlich enttäuscht werden. Für mich ist der Fokus hier ganz klar auf den Sound gerichtet. Erinnert mich dabei ein wenig an BLK JKS‘ Debüt vom letzten Jahr, die ähnlich wenig Wert auf eine klare Linie gelegt haben. Allerdings fand ich deren Album einen Tacken zwingender. Edit Mittlerweile einen großen Tacken. Das hier ist mir definitiv viel zu wenig „Song“ **1/2
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!