Re: ROLLING STONE Dezember 2009

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Damit du dann den ersten Preis absahnst?

Nee, im Ernst, mir sind da schon ein paar Schnitzer ins Auge gesprungen:

Das „Live at the Hollywood Bowl“ bereits 1987 und somit schon vor 22 Jahren erschien, mag man noch als Erbsenzählerei unter den Tisch fallen lassen. Das es sich dabei aber um einen Konzertfilm handelte und nicht um eine Schallplatte mit den zusammengewürfelten Hits, ist der erste Fauxpax. Zwar gab es zum Konzertfilm eine Mini-LP gleichen Namens, die neben „Light my fire“ „Unknown Soldier“ und „Spanish Caravan“ aber nur 3 weitere und zudem unbekanntere Songs enthielt. Den ganzen Filmsoundtrack gab es allerdings recht schnell auf diversen Bootlegs. Immerhin stammten die Songs aber alle von den selben Konzertaufnahmen.

Die zusammengewürfelten Hits fand man eher auf der bereits 1970 offiziell herausgegebenen Doppel-LP „Absolutly live“, welche ein zusammenhängendes Konzert vorgaukelte, aber aus diversen (darunter auch den jetzt veröffentlichten New Yorker Felt-Forum-) Konzerten zusammengeschnitten und im Studio kräftig nachpoliert worden war. Im Zusammenhang mit dem Hollywoodfilm „The Doors“ wurde „Absolutly live“ 1991 durch das 3fach-Album „In Concert“ faktisch wiederveröffentlicht und gleichzeitig ersetzt. „In Concert“ enthielt daneben auch noch die Aufnahmen der Mini-LPs „Alive she cried“ und eben „Live at the Hollywood Bowl“, deren Originalausgaben damit ebenfalls vom Markt genommen wurden. „In Concert“ fasste bis zu den Bright Midnight-Veröffentlichungen alle offiziell erhältlichen Liveaufnahmen zusammen und vielleicht meinte Herr Willander dieses Album?

Der Satz mit dem vorzüglichen Psychedelik-Album „The Soft Machine“ enthält gleich drei Unwahrheiten. The Soft Machine waren Ende der 60er eine englische Psychedelikband. Das Album der Doors heißt hingegen „The Soft Parade“ und psychedelisch ist da kaum was, mal abgesehen von Ansätzen im Titeltrack und dem „Shaman’s Blues“. Es rockt hier, es hillbilliet da, es schmalzt ganz gehörig und auch die eingesetzten Bläser sind höchst irdisch. George Harrison soll mal den Vergleich zu Sergeant Pepper gezogen haben. Gut, der hat sich immerhin auch mit Gartenzwergen fotografieren lassen. Ich habe „Soft Parade“ vor kurzem endlich für kleines Geld im CD-Format abgegriffen und somit nach zig Jahren wieder einmal gehört, was mir tatsächlich Glücksgefühle verschaffte. Nein, so verkehrt ist es nicht. Aber vorzüglich? Im Vergleich mit was? Jedenfalls nicht mit dem restlichen Studioalben-Katalog. Da fällt die Scheibe in etwa so aus dem Rahmen, wie „Their satanic majesties request“, wird dadurch aber auch nicht psychedelischer.

Zu guter Letzt stört mich noch so ein ganz klein wenig der „Alabama Song“ in der Aufzählung der Songs aus der bandeigenen Vergangenheit, zumindest dann, wenn wie hier zuvor die dargebotenen Coverversionen genannt werden. Der „Alabama Song“ ist ebenfalls keine Eigenkomposition, auch wenn es den Doors als erstes eingefallen sein dürfte, ihn zu covern und sich nachfolgende Coverversionen zumeist auf die Version der Doors beziehen.

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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.