Re: ROLLING STONE Dezember 2009

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satiee

Registriert seit: 09.07.2006

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mep…erstaunlich, erschreckend, schlicht erschütternd – wie nachhaltig und umfassend sich der RS doch innerhalb nur eines kurzen Jahres inhaltlich und strukturell verändern musste. In den Tageszeitungen ist ja schon seit längerem immer mal wieder die Rede von der Krise in der monatlich erscheinenden deutschen Musikpresse. Bislang konnte ich davon, zumindest im inhaltlichen Bereich, selten etwas im RS direkt bemerken. Doch mit den beiden letzten Heften hat die vielbeschworene Krise nun letztlich doch auch für mich final das Heft in vollem Umfang eingeholt und erreicht. Die aktuelle Ausgabe schafft es ja doch tatsächlich, sogar ganz und völlig ohne Pop Shopping, neue inhaltliche Tiefpunkte auszuloten…

Schon der reduzierte Umfang, die Einsparung von gleich 15 Seiten, wirkt sich gravierend und drastisch auf die inhaltliche Ebene aus. Gerade Rubriken wie Kulturgut, Leinwand oder auch R & R sind kaum noch wiederzuerkennen. Durch die massive Verkürzung hat man diesen Bereichen sämtliches Leben und Eigenständigkeitspotential ausgetrieben. Gerade Kulturgut war über lange Jahre einer meiner Lieblingsbereiche im RS; ist jetzt nur noch zu einer Ansammlung von mediokren Kaufempfehlungen verkommen…

Gerade die sich subkutan etablierte und auf leisen Sohlen eingeschlichene Anpreisungs- und Werbementalität macht inzwischen große Teile des Blattes aus. Viele Texte lesen sich, natürlich auch aufgrund der neuen erzwungenen Kürze, nur noch als erweiterte Werbeempfehlungen, gerade bezüglich des internen Verlagsangebots… über diese unnötigen Musikfilm DVD Promotion – Doppelseiten, in deren Ecken man mal besser groß und deutlich – Anzeige – geschrieben hätte, über diverse nahezu reine Verkaufstexte (Wolfmother! Selbst Werbetafeln sind mitunter in ihren Formulierungen zurückhaltender…) bis letztlich zur unvermeidlichen Weekender – Nachversorgung…

Der Vorverkauf hat bereits begonnen…

Neben den inhaltlichen Veränderungen sind aber auch inzwischen stilistische fast in gleichem Umfang zu bemängeln. Orthographische Fehler, Wortauslassungen und Ungenauigkeiten in nahezu jedem zweiten Textabschnitt. ´My Typewriter´ ist schon neben seiner inhaltlichen Dürftigkeit nicht mal mehr in der Lage zwischen anscheinend und scheinbar zu unterscheiden. Und die ´sogenannte´ Unterschicht sollte man vielleicht dann eben nicht ´sogenannte´ Unterschicht nennen, wenn denn der Begriff sowieso nicht zutreffen ist. Diese ganzen Nullsummenwörter und sprachlichen Unnötigkeiten sind mir ein Graus und ein Ende für jede schriftliche Debatte oder Diskursfähigkeit… usw.

Vielleicht hat der Diskurs des eigenen Niedergangs aber ja auch schon längst die Berliner Verlagsfluren erreicht; die entsprechenden Zitate würde das aktuelle Hefte zumindest schon jetzt frei Haus liefern:

´Aber man kann auch neidisch werden, wenn man hier noch einmal nachliest, welche gesellschaftliche Relevanz Popmusik und eben nicht zuletzt auch die Musikkritik einmal besessen hat. (…) Das ist doch Welten entfernt von (…) dem sich immer stärker durchsetzenden leicht camouflierten Produktmarketing, das die zeitgenössische Popkritik zu dominieren droht.´

Amen. Und: Ach wirklich ?

Nun gut, zumindest in einem Punkt konnte man ja wenigstens letztlich doch nochmals kräftig zulegen: Im Preis…

und und und

Und vielleicht könnte man sich ja doch noch demnächst mal wieder dazu durchringen, den kürzlich verstorbenen Peter Pan Päderasten nicht auf jedem zweiten Titelbild zu illuminieren…

Zitat-Fazit :“und vielleicht könnte man sich ja doch noch demnächst mal wieder dazu durchringen, den kürzlich verstorbenen Peter Pan Päderasten nicht auf jedem zweiten Titelbild zu illuminieren“ ;

mein comment dazu –
(nicht zu weit hergeholt,soweit das Abstraktsionsvermögen ausgereicht):

„man könnte mich darum bewundern.Ich erinnere mich,einen armen Schelm gesprochen zu haben,als ich herüberkam,der im Tagelohn arbeitet….wer den großen Räuber lebendig liefert – dem Mann kann geholfen werden“.
(5.Akt ,2.Szene ENDE „Schillers Räuber“)

Denn was @mep hier rechthaberisch veranstaltet und illuminiert,kristallisiert
an Geisteshaltung durch sein >finale< über M.Jackson gleichsam heraus - >dem Mann kann (muss) geholfen werden<:wave:.

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