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Monroe Stahr
Rock ist seit Jahrzehnten ein ausdefiniertes Genre, da passiert nicht mehr viel. Leichte saisonale Verschiebungen musikalischer Schwerpunkte, mal hier ein Revival und dort ein Comeback – aber im Grunde tot. Tote Musiker spielen für tote Hörer, da brauch sich niemand mehr entwickeln und niemand mehr nachdenken. Kann einem Gefallen, ist aber nicht zwangsweise gut!
Absolut richtig. Deshalb laufen die „Originale“ halt immer besser, daran wird sich nichts mehr ändern, bis die Fans der Richtung wegsterben.
Herr Rossi
Nun erklär Du es mir mal: Was ist das tolle an „Stairway To Heaven“? Warum ist das für Dich herausragendes Songwriting? Was macht diesen Text so viel besser als z.B. den von „I Follow Rivers“, um einen Nr. 1-Hit dieses Jahres zu nehmen?
Zu der Frage, wieso Stairway nach 41 Jahren immer noch so ein Knaller ist und nach ganz vorne gewählt wird:
– Es ist eine Ballade, zumindest die erste Hälfte. Ballade ist schon mal gut, wehmütig, etwas undurchsichtig aber ohne schmalzig zu sein. Schöner Gitarrenpart, nicht zu verspielt, Harmoniewechsel sind auch dabei wenn auch risikolose. Plant singt in diesem Teil angenehm zurückhaltend, versucht nicht den Blues neu zu erfinden oder sonst irgendwie den Song zu zersingen. D.h. hier werden fast alle mitgenommen, keiner wird abgeschreckt.
– Dann Steigerung, Schlagzeugeinsatz bei Fortführung o.g. Prinzipien und Überleitung in ein akzentuiertes Gitarrensolo
– Kurze Abrockphase, Plant geht mit der Stimme zwar hoch, hält den Ball für seine Verhältnisse trotzdem flach (=wenig Blingbling und Geschrei), dann sanftes Ende und Ausklang in dem sich der Anfang wiederfindet.
Kenn mich da nicht so aus, aber hier ist halt der klassische Spannungsbogen exakt nachgezeichnet. Habe mal gelesen, dass Stairway von Anfang an als Konzerthöhepunkt geplant war. Page hat sich also zusammengenommen und dieses Ding von vorne bis hinten durchgeplant und nichts dem Zufall überlassen. Zielsetzung: einen Klassiker schaffen, das Kundeninteresse perfekt in den Mittelpunkt gestellt. Als Produzent ist er auf seinem Höhepunkt. Jeder kann sich in dem Stück wiederfinden, die Ballade, Hardrock, es ist alles dabei. Eine Wundertüte ohne Durcheinander sondern klar strukturiert und zielgerichtet. Solch ein Vorhaben hatte sicherlich schon viele, Page ist es aber auch gelungen!
Das ist jedenfalls was mir zu dieser Frage einfällt, ich selbst mag das Stück immer noch ganz gerne, mir reicht es aber Stairway alle paar Jahre mal zu hören. Was an sich ja schwierig ist.
„I follow rivers“ ist natürlich toll, und heute hör ich es 10mal lieber als Stairway.
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~ Mut ist, zu wissen, dass es weh tun kann und es trotzdem zu tun. Dummheit ist dasselbe. Und deswegen ist das Leben so schwer. ~