Re: SWR 1 Hitparade

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demon

Registriert seit: 16.01.2010

Beiträge: 66,870

Ihr redet immer davon, die Hörer seien musikalisch „stehengeblieben“:

sparchDer Feierabendrocker ist doch nur ein Sinnbild für einen irgendwann einfach stehengebliebenen Hörer. Wenn man sich die Top 20 anschaut, könnte man meinen, dass es in den letzten 20 Jahren keine neue Musik mehr gegeben hat.

nail75Den Geist des Stillstands.

Monroe StahrDas Bedenkliche ist doch, dass diese Leute was von Qualität faseln und sich einbilden ein Urteil der Art „die Musik war früher besser“ abgeben zu können. Dabei sind sie einfach nur 30 Jahre lang stehengeblieben.

Wenn die Hörer, um die es hier geht aber tatsächlich überwiegend aus
einer ganz bestimmten Altersklasse kommen…

TheMagneticFieldEs sind ja auch seit mehr als 20 Jahren immer die gleichen Leute.
Oder glaubt irgendjemand da nimmt ein relevanter %-Satz von
sagen wir mal 15-35-Jährigen teil?

… dann finde ich den „Stillstand“ gar nicht überraschend: Menschen werden
nun einmal vorrangig durch die Erlebnisse ihrer Jugend geprägt; in dem Fall
durch die musikalischen Erlebnisse. (Den Begriff „Jugend“ gestatte ich mir
großzügig auszulegen.) Zu anderen ist und war gerade populäre Musik ein
Bestandteil der Jugendkultur, und mit zunehmendem Alter haben sich viele
einfach nicht mehr dafür interessiert oder hatten dafür nicht mehr die Muße.
Ich erlebe das genauso in meinem privaten Umfeld; ich erlebe aber auch,
dass diese Menschen – wenn sie jemand „anleitet“ – für Moderneres durchaus
offen sind.

Hier im Forum, bei den aktiv interessierten Experten, wäre eine Hitparade
mit diesem Ergebnis bedenklich; bei durchschnittlichen Radiohörern der
Generation Ü40 hingegen ist sie es m.E. nicht.

Aber vielleicht hat das Ergebnis ja nicht nur mit den Hörern zu tun, sondern
auch mit der Musik:

wolfgang
Klar hat es in den letzten 20 Jahren neue Musik gegeben, aber die
60er und 70er sind nunmal von der Qualität nicht zu toppen.

Ein solches Holzhammer-Urteil disqualifiziert sich schon durch seine Form,
aber es regt doch zum Nachdenken an.

In den 60ern und 70ern war die populäre Musik auf alle Fälle in einer
besseren Ausgangsposition als heute: Musikalischer und gesellschaftlicher
Fortschritt marschierten damals Hand in Hand, und was wir heute Pop und
Rock nennen, war die spezifische Musik einer jungen Generation, die sich
nicht zuletzt genau dadurch von der Generation ihrer Eltern abgegrenzt hat.
Beides trifft heute aber nicht mehr zu!

Wäre es da ein Wunder, wenn eine Kunstform, die heute keine solche
Bedeutung mehr hat, die Menschen zumindest nicht mehr so sehr bewegen
kann wie damals? Und: Wäre es ein Wunder, wenn die populäre Musik unter
diesen gewandelten Bedingungen auch weniger Meisterwerke hervorbringt?
(Insbesondere auf letzere Frage weiß ich die Antwort nicht, und ich will auf
keinen Fall suggerieren, dass sie „ja“ lautet.)

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